Mittwoch, 24. März 2010

Gestern war ich endlich wieder auf dem Kiez!

Räumlich ist das auch keine große Entfernung - 35 Minuten Bahnfahrt und ich bin mitten auf der Reeperbahn. Aber natürlich liegen ansonsten Welten zwischen meiner beschaulichen Kleinstadt und St. Pauli. Es macht Spaß, ab und zu mal ganz woanders zu sein!
"Ganz woanders" war gestern für mich das St. Pauli-Theater. Gespielt wurde "Ritze", ein Musiktheaterstück von Franz Wittenbrink, das in dem legendären Reeperbahnlokal "Die Ritze" seine Geschichte entfaltet. Ich habe mich schon lange nicht mehr so gut unterhalten gefühlt! Faszinierend ist, dass das ganze Stück fast nur gesungen wird. Alte und neue Hits verschiedener Stilepochen sind passend umgetextet oder im Original genial in die Handlung eingefügt.
Was da auf der Bühne passiert ist intelligent, witzig und unter der Oberfläche anrührend.
Die Schauspieler sind alle so gut - auch gesanglich gut drauf - dass es einfach ein Genuss ist.

Zwei Stunden vor Aufführungsbeginn habe ich mit einem von ihnen noch beim Kaffee über Gott und die Welt geschnackt. Torsten Hammann ist überzeugter Christ und wir sind als "Glaubensgeschwister" herzlich verbunden. Zum Glück sind die Zeiten vorbei, wo fromme Menschen der Meinung waren, ein Christ könne auf keinen Fall Schauspieler sein. Torsten macht das nämlich richtig gut. Es wäre tragisch, wenn er diese Begabung nicht zu seinem Beruf machen könnte.
Nun spielt er da auf dem Kiez derzeit in einem eher unfrommen Stück- einen knallharten Boxer. In der Rolle nimmt er Worte in den Mund, die er als Torsten nicht aussprechen würde.
Damit haben manche Christen doch noch Probleme. Was ich schade finde. Denn bei aller Frivolität der Figuren in "Ritze" wird im Stück deutlich, dass der Macho, die Bardame, der Säufer oder selbst der Mörder sich im Grunde nur nach Liebe und Annahme sehnen.
Um zu einem Spiegel für andere Menschen zu werden, müssen eben auch christliche Schauspieler die ganze Bandbreite des Menschseins darstellen.
In diesen Zusammenhang passt die schon fast zum Allgemeinplatz gewordene Frage unter Frommen mal wieder hin:
Warum erwartet eigentlich Keiner von einem christlichen Bäcker, dass er Brötchen in Kreuzform backt?

2 Kommentare:

eppendorfer hat gesagt…

Christliche Brötchen, aber ja, unbedingt! Da sind andere Religionen weiter; schon lange gibt es Halbmond-Brötchen allerdings mit dem unverfänglichen Namen 'Croissants'. :-)

Anonym hat gesagt…

:-)