Sonntag, 27. März 2011

DANKE, PAPA!

Es gibt Tage, da habe ich das Gefühl, Gott schüttet über mir ganz unverdient eine große Bonbontüte aus.
So ein Tag war heute. Ich hatte eine arbeitsintensive Woche hinter mir. Montag bin ich fast 400 Km ins Sauerland gedüst, um das Ausräumen meines Elternhauses in Angriff zu nehmen - eines sehr großen Hauses. Anfang April ist die Übergabe an den Käufer. Bis Donnerstagnachmittag habe ich ordentlich ran geklotzt und musste dann erstmal zurück - weil ich für Samstag ein Frauenfrühstück in Pinneberg zugesagt hatte.
Ich dachte, ich müsste Dienstag die Tour wiederholen. Muss ich aber nicht! Mein Bruder hat gestern und heute den Rest geschafft!
Weil ich das nicht wissen konnte, hatte ich für heute Abend eine Theaterkarte, um mir meine Pause zu versüßen. Im St. Pauli-Theater gibt es "Anatevka" und mein lieber Bekannter Torsten Hammann spielt den Fleischer. Da mein Mann noch bis morgen auf einer Herrentour ist, dachte ich, ich probiere mal aus, alleine ins Theater zu gehen.
Am Nachmittag habe ich mich mit Torsten auf der Reeperbahn fürn Käffchen getroffen. Das hat schon was, mit einem der Darsteller vor der Vorstellung zu plaudern! Zumal der Torsten ein echt Netter ist.
Bis zur Vorstellung um 19.00 hatte ich dann noch die Gelegenheit, unter strahlend blauem Himmel am Hafen entlang zu bummeln.
Und das Musikal selbst ist einfach großartig! Die Geschichte berührt. Der jüdische Witz bringt zum Lachen, die Bedrohung der Dorfbewohner durch antijüdische Hetze ist beklemmend, die Geschichte eines Vaters, der sich zwischen Tradition und dem Glück seiner Töchter entscheiden muss, geht zu Herzen. Ich musste einige Male weinen.
Es macht mich glücklich, wenn gute Geschichten gut erzählt und inszeniert werden. Im St. Pauli Theater war das bisher immer so. Und alleine ins Theater zu gehen, hat mir mal gut gefallen. Nochmal: Danke Papa für diesen besonderen Tag einfach so zwischendurch!

Freitag, 25. März 2011

Hofnarren-Geplauder: Gästegottesdienst

Je nach vorhandenen Kapazitäten findet er vor Ort so zwei- bis sechsmal im Jahr statt: Der Gottesdienst für „Gemeindefremde“ oder „Kirchendistanzierte“. So heißt er natürlich nur intern. Nach außen präsentiert er sich als „Besonderer Gottesdienst“, „Herzlich Willkommen“ oder „Gottesdienst für Aufgeweckte“. Varianten der letzten kreativen Wortschöpfung bieten sich vor allem an, wenn die Anfangszeit ausnahmsweise zum Wohl der erwarteten Gäste auf eine morgenmuffelfreundliche Zeit verschoben wird. Gerne genommen wird 11.00, was Sinn macht, da zu diesen Gelegenheiten häufig im Anschluss ein gemeinsames Mittagessen angeboten wird.

Beide Besonderheiten erfreuen einen Teil der Gemeinde sehr. Weshalb zu diesen Gästegottesdiensten manches verschollen geglaubte Gemeindeglied regelmäßig gesichtet werden kann. Der andere Teil der Gemeinde bleibt zu diesen Events genauso regelmäßig zu Hause. Der sagt sich: „Was soll ich da? Ich bin ja schon fromm.“

Den Verweigerern entgeht das beeindruckende Ergebnis schweißtreibender Vorbereitungswochen. Extra für diese besonderen Gottesdienste gibt es in den meisten Gemeinden einen eigenen Arbeitskreis. Der besteht aus lauter engagierten frommen Menschen, die sich ausdenken, was nichtfromme Menschen ansprechen könnte. Das geht schon bei der Themenwahl los. Vor einigen Jahren waren die „oder“ Varianten angesagt. „Er war Einer von uns – oder: Der heruntergekommene Gott.“ Sowas passt nur schwer augenfreundlich auf eine Einladung. Heute macht man es wieder kürzer. Zum Glück gibt es Ulrich Wickert, der für das vermeintlich relevante Thema „Wahrheit“ den plakativen und oft bemühten Titel „Der Ehrliche ist der Dumme“ liefert. Da muss der Arbeitskreis nur noch abendfüllend darüber diskutieren, ob hinter „Dumme“ besser ein Punkt, ein ! oder ein ? zu setzen ist.

Weitere Abendsitzungen werden benötigt, um das Rahmenprogramm auszudenken. Was Spaß macht, denn bei Gästegottesdiensten ist irgendwie alles erwünscht, was sonst höchst sparsam dosiert wird. Dazu gehören Theaterszenen, Videoeinspielungen, Popsongs zum Thema und die modernsten geistlichen Lieder. Selbst das Schlagzeug, was sonst in manchen Gemeinden ein Schattendasein in der dunkelsten Bühnenecke fristet, darf lautstark ins Rampenlicht. Irgendwie scheint es undenkbar, dass es nichtfromme Menschen gibt, die soviel Aktion wenig ansprechend finden.

Wir wissen ja auch genau, welchen Predigtstil unsere Gäste schätzen. Die Kanzel ist für sie out, moderiert werden muss vom Bistrotisch. Der Prediger aber sollte gar keine Barriere zum Gottesdienstsaal haben. Er muss möglichst freihändig mit seinem meist rutschenden Headset auf und ab tigern und beim Reden spontan wirken. Am Besten predigt er mit Anschauungsmaterial. Geht es um das Jesuswort „Ich bin der gute Hirte“, dann wären zum Beispiel zwei bis drei verwirrte Schafe auf der Bühne ziemlich optimal. Nur die paar Gäste, die es gewohnt sind, von Berufswegen oder in der Volkshochschule Vortragende mit Manuskripten hinter Stehpulten zu erleben, werden sowas befremdlich finden. Für langjährige Gemeindemitglieder allerdings ist so ein freihändig predigender Tiger wirklich mal was anderes! Nicht für alle, natürlich. Manche von uns finden ihn nur dann nicht lächerlich, wenn er wirklich gut ist – oder authentisch. Und genau das finden auch Gäste sympathisch: Echtheit. Einladend sind wir dann, wenn wir das machen, was zu uns passt. Gäste sollten auch gerne in unsere „normalen“ Gottesdienste kommen. Sonst bleiben sie weg.

Dienstag, 15. März 2011

"Zufall oder Schicksal?"...

...fragt der Philosoph Dr. Robert Andre im heutigen Abendblatt. Er stellt dazu fest:
"Es ist ein menschliches Bedürfnis, Kausalitäten zu erkennen und Muster zu vermuten."

Ganz aktuell bezieht sich der Artikel unter der Überschrift "Trauer und Trauma" auf den schrecklichen Verkehrsunfall in HH-Eppendorf am Samstag. Ein PKW raste in eine Fußgängergruppe, die ordnungsgemäß an der Ampel wartete. Vier prominente Hamburger sind tot. Viele Menschen fragen geschockt: Warum? Antworten werden gesucht, weil eine große Sehnsucht besteht, das Chaos zu ordnen. Aber es gibt keine überzeugende Antwort.

Genauso wenig können wir die Katastrophe erklären, die das japanische Volk heim gesucht hat. Versucht wird das trotzdem. "Die Japaner leben eben auf einem Pulverfass" oder "Die Japaner sind harmoniebedürftig. Deshalb haben Atomkraftgegner dort nie etwas ausrichten können."
Dahinter steht m.E. Verdrängung und Einrede: Weil es in unserem Land ganz anders ist als in Japan, kann uns so was nicht treffen. Das ist natürlich Augenwischerei. Ein einziger großer Meteorit, der im Herzen Deutschlands aufschlägt oder ein AKW trifft, ließe uns ähnlich leiden wie die Japaner jetzt. Vor Naturgewalten können wir uns nicht schützen.
Auch Christen fühlen sich immer wieder herausgefordert, Erklärungen zu finden. Manche sprechen von "Gericht" oder bemühen die Offenbarung des Johannes. Letztlich ist das ein Versuch, Gott zu verteidigen. Hat Gott das wirklich nötig? Geht es uns nicht vielmehr darum, unseren Glauben an ihn zu rechtfertigen?

Globale und lokale Katastrophen mit tödlichem Ausgang sollten uns vielleicht vor allem daran erinnern wie zerbrechlich unser Leben ist. Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, abends wieder wohlbehalten nach Hause zurück zu kehren. Nüchtern betrachtet ist unser Leben jederzeit von allen Seiten bedroht. Naturkatastrophen, Unfälle, böse Menschen, Krankheiten...
Dieses Wissen kann uns helfen, die Gegenwart dankbar zu genießen und unsere Zeit sinnvoll einzusetzen - gerade auch im Dienst für andere. Die Bibel bringt das auf den Punkt:
"Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden."

Dienstag, 8. März 2011

Ich bin Karneval-Fan...

...und zwar seit dem Jahr 2003. Damals bin ich zum ersten Mal beim RAD gewesen. Diese Tagung "künstlerisch arbeitender Christen" findet jedes Jahr am Wochenende vor Rosenmontag statt.
Ich darf dazu gehören, weil ich ein paar Bücher, Geschichten und viele Artikel veröffentlich habe.
Aber natürlich treffen sich dort vor allem "richtige" Künstler: Musiker, Maler, Bildhauer, Schauspieler, Filmemacher, Designer, Schriftsteller, Architekten...
Was so "himmlisch" an diesen Tagungen ist, kann man kaum vermitteln, an Leute, die nie dabei waren. Für mich das Wichtigste ist die Gemeinschaft. Es gibt dort inzwischen so viele Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind, obwohl (oder weil?) ich sie nur einmal im Jahr sehe. Normalerweise ist die Entfernung zwischen uns groß. Wir kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, viele Schweizer sind sehr kreative Gesellen.
Die Zeit ist randvoll gefüllt mit Begegnung - und Kunst. Die bildenden Künstler gestalten im "Schönblick" Ausstellungen, auf der Bühne gibt es viele Highlights.
Dieses Jahr gehörte ein Latenightkonzert mit Klaus Andre Eickhoff dazu und Improvisationstheater mit Benjamin Stoll. Außerdem lasen zwei Schauspieler ganz hervorragend neue Geschichten von Eckart zur Nieden, Lena Klassen, Christoph Zehendner und Albrecht Gralle. Die Jam Session von Samstagnacht bleibt unvergessen, ebenso das festliche Abendessen. Der Eventkoch Hans-Peter Berger zauberte ein grandioses Menü für 220 RADler.

Der Höhepunkt ist immer der Abschiedsgottesdienst am Montagmorgen. Er wird getragen von großartiger Musik, dem gemeinsamen Gesang mit vielen wunderbaren Stimmen, Pastor Bernd Bierbaum aus Bremen und dem Abendmahl. Wenn dann ganz am Schluss Manfred Siebald mit seiner Gitarre auf der Bühne steht und wir uns sein "Geh unter der Gnade" zusingen, bleibt kaum ein Auge trocken. So möchte ich den Rosenmontag immer wieder erleben.

Dienstag, 1. März 2011

Das ist der Hammer!

Nein! DIE sind der Hammer! Allerdings heißt einer ihrer "Ohrwürmer" so wie der Betreff.
Am Sonntag habe ich mein letztes Geburtstagsgeschenk eingelöst und war mit dem Gatten im CCH - zum "Wise Guys"-Konzert. Diese fünf Jungs machen so was von Spaß!
Super Mucke - A Capella Pop - und starke Show. Und dann die Texte - echt der Hammer! Hier zum Freuen einer von der aktuellen CD "Klassenfahrt:

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Text & Musik: Daniel "Dän" Dickopf, Wise Guys, Januar 2010

Ich habe 44 Freunde, alles ist in Butter,
darunter auch mein Kumpel und ein Nachbar meiner Mutter,
und heut’ ist wieder einer dieser wundervollen Tage:
Ich bekomm ne brandneue Freundschaftsanfrage!
Ich glaub, das ist das Mädel von der Supermarktkasse.
Klar, dass ich mir die nicht entgehen lasse...
Ist doch super, wenn man in der großen Stadt
möglichst viele Freunde hat.

Ich weiß genau, wann Tom seine Meerschweinchen füttert
und welche Szene welches Films die Lisl so erschüttert.
Ich kenne Tinas Zimmer im Urlaub in Tirol
und weiß: Ihr kleiner Sohn fühlt sich grade nicht so wohl.
Melina hat aktuell ’n bisschen Langeweile.
Olli sucht verzweifelt seine Nagelfeile.
Das sind Informationen, und das ist ja das Nette,
die ich sonst nicht hätte.

Bevor ich morgens schnell bei Facebook reinguck,
hab ich keine Ahnung, wie’s mir geht.
Bevor ich morgens schnell bei Facebook reinguck,
weiß ich nicht, ob sich die Welt noch dreht.


Ich hab endlich mal Kontakt zu meinem Bruder und den Neffen.
Ich brauche die nicht mal in echt zu treffen.
Ich merke, dass ich mich mit vielen besser versteh’,
seit ich sie jetzt gar nicht mehr persönlich seh’.
Doch ich bin über alles bestens informiert:
Ich weiß, dass Susi online gegen Walfang protestiert.
Nee, was ist das schön, auf ne Demo zu gehen,
ohne vom Sofa aufzustehn...

Bevor ich morgens schnell bei Facebook reinguck...

Ich schau mir auch so gern alle Fotos an:
Mein Versicherungsvertreter am Ballermann,
blau, oben ohne, mit ner Tüte in der Hand –
ich hab den zuerst gar nicht wiedererkannt!

Bevor ich morgens schnell bei Facebook reinguck...

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