Und das sowohl für mich ganz alleine als auch in der Gemeinde. Ich brauche Senioren als Freunde, Ratgeber und Vorbilder.
Denn ob mir das nun gefällt oder nicht – mit 47 gehöre ich zu der Generation, die zur Zeit die größte Verantwortung trägt. Das ist in der Familie so, in der Gemeinde und in der Gesellschaft.
Wir werden nicht gefragt, ob wir diese Rolle übernehmen möchten und es gibt auch keine Schule, in der wir von Grund auf lernen könnten wie man das macht. Deshalb sind gute Kontakte zu Senioren für meine Generation überlebenswichtig.
Von unseren altgewordenen Freunden können wir lernen wie man die Verantwortung meistert. Sie standen vor denselben Herausforderungen wie wir heute und können uns Hilfestellung geben wie man so etwas bewältigt.
Viele von ihnen sind lebendige Beispiele dafür wie man trotz widriger Umstände zu gelassenen Persönlichkeiten reifen kann, die nachfolgenden Generationen ein gutes Erbe weitergeben.
Was mich persönlich immer wieder fasziniert: Senioren können gut ihre Lebensgeschichten erzählen. Und sie haben was zu erzählen! Sie haben noch erlebt, was für uns schon Historie ist.
Ab und zu besuche ich einen 83-jährigen Witwer. Der ist ein Gentleman der alten Schule. Bei ihm genieße ich immer wieder, was ich auch an Senioren schätze: Sie haben noch Stil und feine Lebensart. Der Kaffeetisch wird dort für mich mit dem „guten“ Porzellan gedeckt, es gibt frisch geschlagene Sahne und allerfeinsten Kuchen, Kerzen, Servietten – und ich werde wie eine Dame behandelt.Eine meiner liebsten Freundinnen ist auch über 80. Das Zusammensein mit ihr macht mir Mut für mein eigenes Alter. Obwohl sie von diversen Zipperlein geplagt ist, ist sie im Geist herrlich frisch. Wenn wir zusammen lebhaft erzählen oder fröhlich kichern, merkt man keinen Altersunterschied. Von ihr lerne ich, dass Senioren meistens nur äußerlich älter werden. Innen drin fühlen sie nicht anders als wir.
Deshalb ist es ja auch so gut, sie um Rat zu bitten. Da fragt man jemand, der in der Regel nicht nur durch Lebenserfahrung gelassener geworden ist, sondern der einen auch noch versteht. Die meisten Irrungen, Wirrungen und Enttäuschungen haben sie selbst mal so oder ähnlich erfahren.
Senioren sind vor allem unser lebendes Bindeglied zur Vergangenheit, zu unseren Wurzeln. Das ist für mich gerade in der Gemeinde ganz wertvoll. Unsere Senioren sind das letzte Glied in einer langen Kette, die uns mit den biblischen Glaubensmüttern und –vätern verbindet. Durch sie ist der Segen Gottes an uns weitergegeben worden. Wenn sie nicht Licht und Salz für unsere Generation gewesen wären, wo wären wir dann heute?
Ja, ich meine das von ganzem Herzen so: Ohne Senioren fehlt mir was!