Montag, 19. Dezember 2011

Das wird was länger...

...ist schließlich mein 100. Blogeintrag. So was muss gebührend gefeiert werden.
Zum einen mit meinem persönlichen Jahres-Dienst-Rückblick. Da waren viele Frauenfrühstücke dabei. Gerne erinnere ich mich an das in Sindelfingen. Da bin ich zum ersten Mal auf Kosten der Einladenen geflogen (bis Stuttgart) und kam mir sehr wichtig vor. So als Business-Woman. :-)
Dann durfte ich tatsächlich achtmal in diesem Jahr predigen - viermal in FeGs und viermal bei "Bapis". Das ist für eine Laienpredigerin, die unter der Knute "das Weib aber schweige in der Gemeinde" aufgewachsen ist, tatsächlich etwas Besonderes. Ich empfinde das als große Freiheit - und bekomme so viel liebevolles Feedback, dass ich das auch gerne weiter machen möchte. (Wenn ich denn angefragt werde.)

Dieses Jahr ist die dritte Weihnachtszeit ohne meinen Papa auf dieser Welt. Mit meinem Schatz im Urlaub auf Sizilien und in Irland habe ich in vielen Kirchen Kerzen für Paps angezündet. Er ist mir immer noch so unglaublich nahe. Früher habe ich nie glauben können, dass Tote noch so real und im Leben präsent sein können. Jetzt weiß ich es. Liebe ist stärker als der Tod und Erinnerung ist lebendiger als das Nicht-mehr-da-sein. Richtig gute Verbundenheit bleibt bestehen jenseits von Raum und Zeit.

Die Gegenwart genieße ich trotz meines bisher größten Verlustes von Herzen. Ich weiß,Papa hätte auch Spaß gehabt am Samstagabend. Söhnchen hat sein Geburtstagsgeschenk für mich eingelöst. Zunächst haben wir uns fröhlich auf dem St. Pauli Weihnachtsmarkt getummelt und dann haben wir meine Theaterkarten abgefeiert: Im Krimitheater gab es "Der unheimliche Mönch". Das hat total Spaß gemacht - zumal Söhnchen sich auch nicht schämt, seine alte Mutter in der Öffentlichkeit in den Arm zu nehmen und total charmant zu sein.
Auf dieser Welt tut nichts so gut wie eine Familie, die sich mag. Ein Vater, mit dem man sich super verstanden hat und ein Sohn, mit dem das genauso gut geht - das hilft einer Frau, kein Psycho zu werden! Vor allem, wenn der Gatte dann auch noch darein passt. :-))

Dienstag, 13. Dezember 2011

Heute vor 26 Jahren...

...hatten wir seit 20 Minuten unseren ersten gemeinsamen Kampf erfolgreich gewonnen: Meine älteste Tochter und ich. Auf den alten Fotos liegen wir erschöpft aneinandergekuschelt im Kreissaal.
Ab Ela's drittem Geburtstag hatten wir dann 23 Jahre lang an jedem 13. Dezember Full House. Zunächst sammelte ich viel Erfahrung mit Kindergeburtstagen im Winter. Die haben mich gelehrt, gewisse Entertainer-Qualitäten zu entwickeln.
Dann folgten die Jahre der Teenie-Feten, später die Parties junger Erwachsener. Zu diesen Gelegenheiten wurde unser Wohnzimmer regelmäßig total umgeräumt, die Sitzmöbel mit sämtlichen Matratzen im Haus aufgestockt und bis zu 30, größtenteils unbekannte, manchmal seltsame Gestalten bevölkerten unsere Lieblingsräume. Der Gatte und ich wurden in die Hinterzimmer verbannt oder gleich genötigt, möglichst lange aushäusig zu sein. Jedes Jahr wurde ich froher, wenn der Spuk für diesmal wieder vorbei war.
Heute feiert mein Kind zum ersten Mal alleine in ihrer Wohnung. Ich musste nur meinen größten Topf für ihr Chili con Carne ausleihen und komme ansonsten unbehelligt davon.

Ich genieße die Ruhe und meine aufgeräumten, "Heiligen Hallen". Noch mehr aber habe ich das Mittagsdate mit meinem Geburtstagskind genossen. Ich hatte sie zum Mittagstisch im edelsten Ambiente unseres Städtchens eingeladen - in den Wintergarten des Romantikhotels. Gemeinsam haben wir lecker gespeist und ganz entspannt über Gott und die Welt geplaudert. Jetzt hoffe ich, dass sie heute alleine das Chaos bewältigt, dass ich seit mehr als 20 Jahren am Ende des 13. Dezembers bewältigt habe. Ich habe ihr sogar angeboten, die 25 Km bis zu ihr zu fahren, um ihr unter die Arme zu greifen.
HALLO? Bin ich eigentlich bekloppt? Ja. Ich fürchte, Mütter sind häufig bekloppt!
Zum Glück hat das Kind milde grinsend abgelehnt. Also werde ich mir gleich nen Sekt aufmachen und darauf anstoßen, dass ich in Zukunft nur noch die Geburtstage vom Gatten und mir planen muss. Und werde mich auf den Tag freuen, wo ich so alt werde, dass meine Kinder die Geburtstage für mich ausrichten. Dann werde ich mindestens 30 Alte einladen, in Wohnzimmer und Küche ein Schlachtfeld hinterlassen und mich freuen, wenn das am nächsten Tag wie durch Zauberhand verschwunden ist. Dieser Traum könnte gegen Ende der nächsten 26 Jahre durchaus Wirklichkeit werden. Ich wünschte, diese Zeit verginge nicht ganz so schnell wie die, in der aus meinem Baby eine erwachsene Frau geworden ist. Aber leider ist das Leben ja kein Wunschkonzert...

Dienstag, 6. Dezember 2011

Frust im Advent

Alle Jahre wieder meinen Christen, sie müssten vor allem im Advent viel Zeit in der Stille vor Gott verbringen. Und wenn das nicht gelingt, schieben viele von uns Frust. Weil wir uns schuldig fühlen. Warum eigentlich?

Wo im Wort Gottes steht geschrieben: Liebe Schwestern und Brüder! Ich ermahne euch, vor allem im Dezember die Stille vor Gott zu suchen und euch in diesen Wochen besonders auf Jesus zu konzentrieren. ???

Diese Mahnung gibt es nicht in der Bibel. Drei Gründe dafür liegen für mich nahe:

1. Gott ist liebevoll und zwingt uns nicht in Schemata.

Denkt mal zurück an den letzten Heilig-Abend-Godie. Seht ihr die angespannten jungen Mütter in den ersten Reihen vor euch? An Heilig Abend, nachmittags, sind ja die Familien als Ganzes eingeladen und dabei. Nicht wenige Familien haben dann zwei bis drei Kleinkinder am Start. Natürlich bleiben die nicht eine ganze Stunde still und brav sitzen! Deshalb sind diese jungen Mütter immer auf dem Sprung. Sie wollen ihre unternehmungslustigen Sprösslinge daran hindern, den Tannenbaum umzuschmeißen. Oder die Kamele aus der Krippe zu klauen.

Glaubt irgendjemand, in dieser Lebensphase könne man im Advent besinnlich zur Ruhe kommen? ----- Ich bin fest überzeugt: Gott erwartet das auch nicht.

2. Biblische Vorbilder hatten auch keinen besinnlichen Advent.

Nehmen wir alleine die Hauptpersonen an den traditionellen Krippen. Das waren lauter Menschen, die aus ihrem anstrengenden Alltag heraus Jesus anbeteten. Die Hirten erwischte die Engelsbotschaft mitten in der Arbeit. Die Weisen hatten eine monatelange Reise auf unbequemen Kamelen hinter sich gebracht.

Josef war bis kurz vor der Geburt mit vielen Sorgen beschäftigt gewesen. Zuerst die Angst: Hat meine geliebte Maria mich betrogen? Nachdem Gott ihm diese Angst genommen hatte, blieben die Fragen: Wie bekomme ich armer Mann meine schwangere Frau nach Bethlehem? Was, wenn das Kind unterwegs kommt? Wo sollen wir unterkommen? Und so weiter.

Und dann Maria: Der Schock, auserwählt zu sein, den Sohn Gottes zur Welt zu bringen. Die Angst: Wird mein geliebter Josef zu mir halten? Die ätzende Reise nach Bethlehem. Hochschwanger ca 150 Km auf einem Esel. Hilfe! Keine Hilfe bei der Geburt in einem Stall. Kurz drauf schon: Der Stall voller Gäste! Und oben drauf gabs auch danach keine Ruhe. Mit einem Neugeborenen musste fix nach Ägypten geflüchtet werden.

Wenn wir die Krippenfiguren anschauen. Besinnlicher Advent sieht anders aus! Schön, wenn es anders laufen kann – das finde ich gut. Aber: Gott erwartet offensichtlich nicht von seinen Leuten, dass sie gerade im Advent besonders „stille“ werden.

3. Gott möchte, dass wir seine Zeugen sind

Das bedeutet: Wir sollen andere Menschen einladen, ihn ebenfalls kennen zu lernen. Und es ist ein Fakt – warum und ob das toll ist, ist ein anderes Thema, aber:

Gerade zur Weihnachtszeit ist es für viele Menschen ok, Weihnachtsbotschaften zu lesen oder zu hören.

In der Dezemberausgabe von „Christsein heute“ ist ein Portrait über Erica Kernstock. Erica ist Christin und lebt in Gießen. Seit dem 20. November fährt sie jeden Mittag die gut 30 Km bis zu ihrem Elternhaus in Ulfra. Das macht sie schon einige Jahre so. Von 14.00 bis 18.00 öffnet sie dort bis zum 20.12 ihr Weihnachtsmuseum. Der Eintritt ist kostenlos. Sie stellt dort einen Teil der über 130 Krippen aus aller Welt aus, die sie seit vielen Jahren gesammelt hat.

„Es ist ganz erstaunlich, was ich den Besuchern anhand der Krippen alles vom Evangelium weiter sagen kann“, freut sich Erica. „An Weihnachten sind die Menschen für die christliche Botschaft sehr offen“.

Ihr Engagement bedeutet Stress im Advent. Ich bin überzeugt: Es ist gesegneter Stress.