Dienstag, 26. April 2011

Denkwürdige Ostertage 2011

An dieses Ostern möchte ich mich auch noch im Alter erinnern. Es war besonders - nicht nur wegen dieses Sahne-Häubchen-Wetters!
Gründonnerstag haben wir in der Gemeinde "Feierabendmahl" zelebriert. Um 19.00 trafen wir uns zum leckeren Essen - herzlichen Dank an Chefkoch Axel! - und haben anschließend Abendmahl gefeiert.
Der Gottesdienst an Karfreitag war bewegend. Folgendes Gedicht beschäftigt mich immer noch:

Passion Christi

ich kenne Einen
der ließ sich von uns die Suppe versalzen
der ließ sich von uns die Chancen vermasseln
der ließ sich von uns das Handwerk legen
der ließ sich für dumm verkaufen
der ließ sich einen Strick drehen
der ließ sich an der Nase herumführen
der ließ sich übers Ohr hauen
der ließ sich von uns klein kriegen
der ließ sich von uns in die Pfanne hauen
der ließ sich von uns aufs Kreuz legen
der ließ sich von uns Nägel mit Köpfen machen
der ließ sich zeigen, was ein Hammer ist
der ließ sich von uns festnageln auf sein Wort
der ließ sich seine Sache was kosten
der ließ sich sehen am dritten Tag

der konnte sich sehen lassen
(Lothar Zenetti)

Dieses Osterfest war auch geprägt von herzlicher Gemeinschaft an frischer Luft: Ein langer Spaziergang mit Freunden in der Einsamkeit der Haseldorfer Marsch, Osterfeuer und anschließendes Abendessen im Freundeskreis mit Strömen von Lachtränen, viel Zeit für Gespräche mit den Kindern auf Besuch. Dazu die ganze Zeit strahlendblauer Himmel und unsere blühende Magnolie im Garten. Leben und Auferstehungs-Feeling pur! Dieses Ostern war voller Zeichen der Gegenwart Gottes. Danke!


Mittwoch, 20. April 2011

Hofnarren-Geplauder: Hauskreise

Ein normaler Hauskreis umfasst ungefähr acht bis 14 Personen. Aber egal wie klein oder groß so ein Hauskreis ist, nie sind alle Teilnehmer da. Es sei denn, ein Hauskreisabendessen ist angesagt. Dann geschieht regelmäßig ein Wunder und plötzlich passen alle Termine.

Das mag daran liegen, dass ein deftiges Grünkohlessen oder „Penne ala Gorgonzola“ eine wirklich gelungene Abwechslung darstellen zu drögen Kräckern und klebrigen Gummibären. Viel mehr ist ja sonst zum Versüßen der Denkarbeit nicht angesagt in unseren Wohnzimmern. Manch einen locken vielleicht auch Bier und Rotwein. So was mundet in gemeinschaftlicher Runde und ist mal was anderes als kalte Apfelschorle und heißer Roibushtee.

Und außerdem gibt es bei so einem Hauskreisabendessen keinen, der mahnt, zum Thema zurück zu kommen. Hier dürfen wir endlich mal nach Herzenslust klönen und ungestraft von Hölzchen auf Stöckchen kommen.

Alle sind herrlich entspannt an einem solchen Abend – selbst der Hauskreisleiter oder die Hauskreisleiterin. Die haben normalerweise ja einen anstrengenden Dienst. Egal, wie klein oder groß ein Hauskreis ist – dort finden sich immer gerade die Typen zusammen, die eigentlich gar nicht zusammen passen.

„Schwarzbrotfans“ treffen zum Beispiel auf „Kuscheltypen“. Die Ersten erhoffen von einem gelungenen Hauskreis knallhartes Bibelstudium. Sie erwarten einen Leiter, der eine geniale Kurzpredigt als Einstieg in den Bibeltext liefert, spontan Parallelstellen aus dem Hut zaubert und auf alle geistlichen Fragen eine Antwort parat hat. Solche Hauskreisteilnehmer lieben bisweilen detaillierte Ausführungen über die Symbolik der einzelnen Teile des hohenpriesterlichen Gewandes. Sie können das Nachsinnen über die verschiedenen Posaunen der Offenbarung ausgiebig zelebrieren und ebenso genießen.

Die Kuscheltypen sind dagegen extrem beziehungsorientiert. Sie möchten ganz genau wissen wie es den Anderen ergeht. Und sie möchten noch genauer von den eigenen Befindlichkeiten berichten. Sie haben kein Problem, wenn der Bibeltext die persönlichen Gespräche nur am Rande untermalt und die gegenseitige Fürbitte ist mit das Wichtigste für sie.

Klar – es gibt gemeinschaftsfreudige Schwarzbrotfans oder lernbegierige Kuscheltypen. Aber es gibt in einem Hauskreis auch ein Gemisch von Singles und Großeltern, von Managern und Arbeitslosen, von „alten Hasen“ und Neubekehrten - und im Idealfall sind „Interessierte“ ebenfalls mit im Boot. Jede und jeder hat andere Fragen an Gott. Gegenseitige Rücksichtnahme bleibt die große Herausforderung. Und die Leiter fühlen sich für jedes ihrer bunten Schafe verantwortlich. Verantwortlich fühlen sie sich auch dafür, dass ein gemeinschaftliches Gespräch stattfindet. Getuschel zu Zweit oder Dritt ist in einem „Kreis“ fehl am Platz, genauso wie ein Dauermonolog.

Aus allen diesen Gründen sind die Ausnahmetreffen ein Segen für alle, besonders aber für die Leiter. Hier dürfen sie die Zügel endlich mal ganz locker lassen. Hier können sie auch mal an sich selbst denken. Und manchmal überraschen sie ihren Hauskreis unverhofft. Sie entfalten ihre Entertainer-Qualitäten, erzählen Schoten aus ihrer Jugendzeit oder zünden einen guten Gag nach dem Anderen. Und schon allein deshalb ist es gut, dass immer zu diesen Gelegenheiten ein Wunder stattfindet und plötzlich alle dabei sind.

Donnerstag, 14. April 2011

Erwachsene Kinder sind was Wunderbares!

Jedenfalls dann, wenn sie ihre alten Eltern mögen. Unsere älteste Tochter kam heute nach zwei Wochen USA-Urlaub zurück. Bevor sie in ihre Wohnung fuhr, besuchte sie erstmal mich. Und hat erzählt und erzählt.
Sie hat mir einen großen Kaffeebecher mitgebracht - genau in den Farben, die zu meinem neu gestalteten Schlafzimmer in natur-weiß-lila passen.
Auf dem Becher steht - ich übersetze mal:

"Meine Mama ist wie ein großartiger BH. Der unterstützt mich und macht, dass ich mich gut fühle. Er lässt mich niemals hängen und ist immer nah bei meinem Herzen."

Wow! Es ist ein großartiges Gefühl, wenn Menschen, die mir sehr nahe stehen, genau die Sprache der Liebe sprechen, die mir vertraut ist. Eine Sprache der Tat - so was ist der Kauf eines Spaßgeschenks, mit dem der Beschenkte etwas anfangen kann - und eine Sprache im richtigen Ton. Da liegt mir eben nicht das Ausschweifend-Romantische, sondern das Knappe und Humorige. Von diesem Mitbringsel bin ich echt gerührt - so sehr, dass ich das hier einfach mal festhalten muss.

Mittwoch, 13. April 2011

Mal wieder eine Buchempfehlung

Ich bin bin ja bei "Christsein heute" so was wie die Rezi-Tante und das nun schon fast ein Jahr. Das bedeutet, ich stelle jeden Monat vier Neuerscheinungen vom christlichen Büchermarkt vor. (Plus einen Roman meiner Wahl - meistens nicht vom christlichen Büchermarkt. :-) )

Da ist es kein Wunder, dass ich bei frommen Büchern manchmal seufze: "Es gibt nix wirklich Neues unter der Sonne." Bei diesem Werk war das anders:

„Wütende Gespräche mit Gott“ (Susan E. Isaacs, Brunnen Gießen)

Ich dachte, aus christlichen Verlagen könnte mich nichts mehr überraschen. Dann fing ich an diese Autobiografie zu lesen und legte sie nicht mehr aus der Hand. Sie ist großartig erzählt – man merkt, dass die Autorin Erfahrung im Schreiben von Drehbüchern hat. Ihre Geschichte hat mich berührt. Ich habe gelacht und geweint. Ich musste auch die Abrechnung mit Gemeinde aushalten, die Anklagen gegen Gott. Die Antworten Gottes, die Susan gehört hat, kommen überhaupt nicht platt daher. Sie sind herausfordernd und liebevoll. Ich habe den Hype um „Die Hütte“ nie nachvollziehen können. Ich finde, dass diese „Gespräche“ zwischen Gott und Susan es viel mehr verdienen, ein Bestseller zu werden.

Montag, 4. April 2011

Ich glaub' mich knutscht ein Elch...

...dachte ich noch so im ersten Schockmoment. Aber dann war es doch ein riesengroßer Lastwagen mit einem genauso großen Anhänger.

Ich hatte mal wieder einen hysterischen Anfall bekommen, so ganz unbeobachtet in meinem kleinen Fiat. Samstagmorgen kurz nach Neun wollte ich in HH Schnelsen auf die A7. Spätestens um 10.15 sollte ich in der FeG Rotenburg/Wümme sein, um dort meinen zweitägigen Dienst anzutreten. Mit einem Vortrag zum Frauentag gegen 11.00 würde mein Part losgehen.
Ich bog also auf die Auffahrt ein und sah: Stau und Schrittverkehr. Ich konnte zu dem Zeitpunkt nicht wissen, dass das einer Vollsperrung wegen Bauarbeiten zu verdanken war und sich ab AS Stellingen in Wohlgefallen auflösen würde. Ich dachte bloß: WAS? Der Elbtunnel selbst am Samstagmorgen ohne Ferien dicht? Ich komme niemals pünktlich!
In meiner Panik habe ich den Lastwagen auf der rechten Autobahnspur missverstanden. Ich dachte, der bremst, um mich rein zu lassen. Tatsächlich hatte er mich gar nicht gesehen, sondern bloß wegen des Staus abgebremst. Da ich trotzdem alles tat, um auf die Autobahn zu kommen, hat der LKW mich dann sehr unsanft hinten links geküsst.
Wir parkten auf dem Standstreifen und haben uns nett unterhalten, bis die Polizei gekommen ist. Die hat mir gesagt, dass ich Schuld bin. Der fließende Verkeht hat halt immer Recht. Und ich muss 35 Euro zahlen, weil die Polizei überhaupt gekommen ist. Aber immerhin gibt es keine Punkte in Flensburg.
Mein Punto ist nicht mehr hübsch, aber weiter fahrtüchtig. Um 10.50 kam ich gerade rechtzeitig in Rotenburg an, um meinen Vortrag zu halten. Nachmittags hatte ich dann echt Spaß daran, mit 19 überredeten Teilnehmerinnen einiger meiner Sketche zum Thema "Frauenfallen" auf die Bühne zu bringen. Da kamen lang schlummernde Schauspieltalente zum Vorschein.
Zuschauer und Darsteller haben sich prima amüsiert.

Im ersten Gästegottesdienst der FeG Rotenburg/Wümme habe ich am Sonntag die Predigt gehalten und mal wieder gemerkt: Ich mache das gerne!
Für diese Fähigkeit, Unfälle hinter mir zu lassen und mich ganz auf anstehende Aufgaben konzentrieren zu können, bin ich Gott echt dankbar!

Aufgeschrieben habe ich diese Geschichte als Gegenstück zu den "Bonbons" vom letzten Mal. Ich kenne auch das andere: Saure-Gurken-Stunden. Ich muss aber zugeben: Die große "Knutschgeschichte" habe ich mir selbst eingebrockt.
Interessant, oder? Meine Bonbons verdanke ich Gott - die sauren Gurken mir.
Ich bewundere Menschen, bei denen die "sauren Gurken" unverschuldet kommen und die so was trotzdem aus Gottes Hand nehmen. Liebe Leute - wie kriegt ihr das hin? So wie Hiob zu sagen: "Ich habe das Gute von Gott angenommen - und sollte das Schlechte nicht auch von ihm annehmen?" Große Bewunderung - echt jetzt! Ich habe ja schon Mühe, Gott wegen meines Unfalls nicht mit "hättest du doch" ins Gebet zu nehmen. Nach dem Motto: Hättest du verhindert, dass ich vorher noch tanke...hättest du mich fünf Minuten eher los fahren lassen...usw.
Gott ist tatsächlich nicht verantwortlich für mein Zeit-Miss-Management und meine falschen Entscheidungen. Aber wie kriegt ihr Unglück auf die Reihe, das nun wirklich nicht eure Schuld ist? Über Erklärungen dazu würde ich mich sehr freuen!