Sonntag, 9. Oktober 2011
Sophie Toscan...
Das Cottage war für 14 Tage unser Zuhause. Es steht einsam direkt am Meer, der winzige Pier wird von den heimischen Fischern regelmäßig benutzt.
Ca. 12 Autominuten sind es bis Schull, einem sehr netten Städtchen in einer Bucht der Halbinsel Mizzen Head. Dort besuchten wir unter anderem regelmäßig den Pub "The Black Sheep": Geniale Pork Shops, Lamb Shranks, Fish of the day und - neben den Pints of Guiness and Cider - der beste Irish Coffee seit unserem letzten Besuch in Irland vor vier Jahren.
Wenn die Sonne schien, schnappten wir vor Begeisterung fast über. An der Landschaft kann man sich nicht satt sehen, so ein grünes Grün zum Beispiel gibt es wirklich nur in Irland.
Wir hatten auch häufig Nebel. Dann verschwimmen alle Konturen in einer dicken weißen Suppe und die Atmosphäre erinnert an die alten Edgar-Wallace-Filme.
So ein Tag war letzten Sonntag, als wir im Nachbardörfchen Toormore den Gottesdienst besuchten. "The Altar" ist eine winzige graue Kirche der Church of Ireland, mitten auf einem kleinen Friedhof. Draußen wabberte der Nebel vom Meer her, drinnen predigte der Reverend vor neun Menschen.
Zwei Tage später erfuhren wir von Sophie Toscan. Auf unserem Spaziergang liefen wir am Tatort einem französichen Ermittlerteam in die Arme. Die waren aufgeschlossen und freundlich und erzählten, dass der alte Fall wieder aufgerollt wird. Sophies Mörder ist noch nicht gefunden. In Verdacht steht seit über 14 Jahren ein Engländer, der in TOOREMORE lebt! Vielleicht war er einer der neun Menschen im Gottesdienst?
Ja - so geht es in Irland. Spannende Geschichten begegnen einem unverhofft an jeder Ecke. Sie werden gerne erzählt und immer weiter ausgeschmückt.
Das ist das Land, wo einem hören und sehen NICHT vergeht!
Montag, 19. September 2011
Tatort-Kommissare (fast) zum Greifen nah...
Fast zwei Wochen lang finden Lesungen verschiedenster Autoren in coolen Locations der Hansestadt statt.
Der Gatte und ich waren am Mittwoch im Hamburger Cruise Center. Dort las die amerikanische Bestsellerautorin Kathy Reichs. Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie und auch als forensische Anthropologin für gerichtsmedizinische Institute tätig. In den 90ern erfand sie die Forensikerin Tempe Brennan - mittlerweile auch im TV als "Bones - Die Knochenjägerin" erfolgreich in Serie - und schrieb einen Mega-Thriller nach dem anderen.
Aus der deutschen Übersetzung von Kathy Reichs neuestem Werk las Sabine Postel, u.a. bekannt als Bremer Tatortkommissarin und in echt so sympathisch wie im Fernsehen.
Gestern waren der Gatte und ich dann im Hamburger Bunker, im "Übel und Gefährlich". Hakan Nesser las auf Schwedisch aus seinem neuen Roman "Die Einsamen"- aber immer nur kurz. Der Kölner Kommissar Freddy Schenk - im wahren Leben Dietmar Bär - las grandios packend und sehr viel ausführlicher. Wir waren so gut angefüttert, dass wir den vierten Fall für Inspektor Barbarotti sofort gekauft haben. Ritterlich hat sich mein Mann dann am Ende der Veranstaltung in die Schlange gestellt, um das Buch von Autor und Vorleser für mich signieren zu lassen. Dabei plauderte er angeregt mit "Freddy Schenk" über den BVB.
Gut plaudern kann Hakan Nesser auch - in einem excellenten Englisch.
Es macht richtig Spaß, die Schöpfer guter und unterhaltsamer Literatur ein bisschen kennenzulernen. Ich mag es sehr, so nah an Hamburg zu wohnen!
Dienstag, 13. September 2011
LionSword
„WER FECHTEN WILL, DER SOLL HABEN EIN HERZ WIE EIN LÖWE“.
Dieses Zitat stammt von einem Fechtmeister aus dem 15. Jahrhundert. Dem ausgebildeten Fechtlehrer Christian Bott geht bei solchen Fundstücken in historischen Fechtlehrbüchern das Herz auf. Sie belegen, dass dem Erlernen der Fechtkunst im Mittelalter die Arbeit an der geistigen und geistlichen Gesinnung voran ging.
„Damals war die Sprache stark geprägt vom symbolischen Denken“, erklärt Christian. „Der Löwe stand für mehr als Stärke. Er verkörperte auch Mut, Weisheit und Güte. Das Herz stellte viel mehr als Gefühle dar. Es bezeichnete das innerste, eigene Wesen – durchaus auch im biblischen Sinn. Das gesamte Leben war ja von christlichen Gedanken und Werten durchdrungen. Gerade für die Kämpfer war Gottvertrauen eine Selbstverständlichkeit.“
Christian Bott ist 34 Jahre alt. Von Fechtkunst und Schwertkampf ist er fasziniert, so lang er zurück denken kann. Als Teenager fing er an, historische Fechtbücher zu lesen. Er entdeckte, dass die alten Lehren sich auch in modernen Zeiten gut verstehen und trainieren lassen. Forschung und Training auf diesem Gebiet begleiteten ihn fortan. Da lag es nahe, Geschichte zu studieren und Fechtlehrer zu werden. Bereits 1999 gründete er seine eigene Fechtschule in Worms. Christian führt auch Schauspieler an das Kämpfen auf der Bühne oder vor der Kamera heran. Bei der Ausarbeitung von Choreografien wird er kreativ tätig.
Sein aktuelles Projekt ist „LionSword“ – ein Schwertkampfseminar für Christen. „Begriffe wie Schwert, Schild oder Kampf sind im christlichen Glaubenskontext keine Fremdwörter - im Gegenteil“, sagt Christian dazu.“Dabei geht es um innere Kämpfe, die jeder von uns von Zeit zu Zeit ausfechten muss. Für meinen Glauben eintreten, in Beziehungen gegen meinen Stolz arbeiten oder eine Gemeinde gründen – es gibt viele Kampfplätze. In solchen Situationen tut es gut, sich tatsächlich in ein Gefecht zu begeben. Das Schwert in der Hand wiegt schwer und macht bewusst, dass ein Kampf - worum er auch geht - keine Lapalie ist. Die Anstrengung in einem sportlichen Zweikampf führt an körperliche Grenzen und kann den Weg zum Herzen freimachen.“
LionSword Seminare haben zum Ziel, das gerechte, mutige und aufrichtige Kämpferherz im Mann zu bewegen und gestärkt daraus hervorgehen zu lassen.
Christian Bott, der mit dem Schwert geistlich coacht, lässt sich mit „LionSword“ auch gerne in Gemeinden einladen. Nach vielen Jahren, in denen Männer lernen sollten „weich“ zu sein, tut es uns allen gut, wenn sie ihr Kämpferherz wieder entdecken. Das ist auch das Ziel von John Eldredge, der Christian mit seinen Büchern ermutigt und inspiriert hat. Der Amerikaner sagt sinngemäß zu christlichen Männern: Ihr seid Söhne des Königs!
www.lionsword.de, www.krifon.de
Mittwoch, 7. September 2011
Fremde Welten entdecken -
Ca 100 Milchkühe plus zahlreiche Kälber unterschiedlichen Alters auf dem Weg zur Milchkuh - oder zum Mast- bzw. Zuchtbullen. Dazu zig Hektar Land, das die Tiere ernährt und ein Arbeitsalltag, der aus Melkfrühdienst und dem täglichen Bekochen von mindestens sechs Menschen besteht, die dort arbeiten. Die Bewirtung umfasst ein reichhaltiges Frühstück, sättigendes Mittagessen und Kaffee und Kuchen am Nachmittag. Das Ganze ist Bettinas Beruf.
Gestern durfte ich mit ihr, dem Bauern, dem Jungbauern, dem "Knecht", dem Lehrling und der Praktikantin Bettinas Pflaumenkuchen genießen, viele dumme Fragen stellen, das Prinzip der Melkmaschine und des Milchtanks kennenlernen, neugeborene Kälber streicheln und im wunderschönen Bauerngarten lustwandeln.
Wenn ich das nächste Mal komme, darf ich sogar anmelken. :-) Echt faszinierend, in so ein ganz anderes Leben rein zu schnuppern!
Für das Entdecken der zweiten für mich fremden Welt am gestrigen Tag musste ich noch nicht mal aus dem Haus. Unsere Tochter, die in Bochum studiert, landete mit zwei Freundinnen bei uns an. Die Drei waren mit einem gemieteten VW-Bus inklusive Kühlschrank und Gaskocher für drei Wochen auf Osteuropatour gewesen. Ab und an haben sie sogar wild gecampt! Letzte Nacht bevölkerten sie unser Gästezimmer auf dem Weg zurück in den Ruhrpott.
Mein Mann und ich haben viele Reisegeschichten gehört und auf unserem TV-Bildschirm per Laptop gefühlte 2000 Fotos angeguckt.
So konnten wir teilnehmen an Erlebnissen in Prag, Pilsen, der hohen Tatra, Krakow... Wir erlebten eiskalte Morgenwaschungen in idyllischen Flüßen und spatanische Frühstücke auf wackeligen Campingstühlen inmitten saftiggrüner Wiesen.
Es war schön zu sehen wie viel Spaß die Drei unterwegs hatten!
Ich bin von Herzen froh, dass ich nicht dabei sein musste. :-) Allein dieser Schlafplatz unter dem aufgesetzten Dach des Busses! Mit dem Dachblech dicht über der Nase fühlt man sich echt wie in einem Sarg.
Wie gut, dass meine mir genehme Welt nicht die einzige ist, die Sinn und Spaß macht!
Die Welt ab und an mit fremden Augen zu sehen, befreit ein Stück vom Kreisen um sich selbst.
Mittwoch, 31. August 2011
Studentenfeeling für 24 Stunden
Söhnchen hatte wirklich sein Einraumappartment für mich geputzt! Ich durfte sogar in seinem bequemen Bett nächtigen, während er für sich das Sofa zurecht gemacht hat. Ich habe tatsächlich einen Knaben zum Ritter erzogen. :-)
Von seinem Domizil läuft man zur wunderhübschen Altstadt gut 15 Minuten. Das haben wir am frühen Abend gemacht und im Bar-Viertel als Appetizer Zwiebelkuchen outdoor genossen. Ich hatte einen leckeren Federweißer dazu. Nach einem ausgiebigen Bummel haben wir dann in der Brauerei Mälzer Megaschnitzel zu Studentenpreisen verspeist. Am späten Abend saßen wir in einer anderen Outdoorbar unterm Heizstrahler und haben viel gelacht. Wir haben denselben Humor und haben - fast nur liebevoll und kaum bissig - gemeinsame Bekannte parodiert. Und ich weiß jetzt, was ein "Shooter" ist, im speziellen der B52...
Gegen 23.30 haben wir es uns im "Schlafa" in der Studentenbude gemütlich gemacht - nen bisschen durch die TV-Kanäle gezappt und nach dem "Licht aus" noch bis zum Einschlafen gequatscht.
Heute morgen hat Söhnchen mich zu einem leckeren Frühstück im alten Gasthof Krone eingeladen. Dann haben wir noch ordentlich geshoppt und gegen 15.00 bin ich wieder nach Hause gefahren.
Das mache ich bald mal wieder. Es ist echt ein Geschenk, wenn die erwachsenen Kinder ihre Eltern mögen. Da können sich für die "Alten" neue Welten auftun. Ich z.B. war ja nie Studentin...
Montag, 22. August 2011
"Norderney ist mein Hawaii"...
Norderney liebe ich, seit ich sechs Jahre alt war. Meine Mama musste mit meinem kleinen Bruder sechs Wochen im Seehospitz auf der Insel verbringen. Der Kleine hatte üble Bronchities. Oma, Papa und ich machten während dieser Zeit einige Tage dort Urlaub im Hotel.
In den folgenden sechs Jahren haben wir wegen des Brüderleins oft im Frühling und Herbst auf Ney gekurlaubt. Mitte der Siebziger haben meine Eltern dann dort eine Wohnung gekauft - mit Meerblick und drei Fußminuten Weg zum Strand.
Diese Wohnung mit ihrem 70er Jahre Charme ist heute immer noch im Familienbesitz. Sie ist mir mehr Heimat als mein Elternhaus in Iserlohn. Selbst von Bayern aus haben wir als Familie mit unseren drei Kleinen dort Urlaub gemacht. Kurz nach dem Abitur habe ich sogar mal acht Wochen dort gelebt, als ich ein freiwilliges soziales Praktikum in einem Norderneyer Kinderkurheim gemacht habe.
Und heute kann ich dort eine Auszeit mit meinen erwachsenen Töchtern genießen. Als sie abreisen mussten, habe ich noch ein paar Tage alleine dran gehängt. Vierstündige Märsche mit viel Wind am Strand und auf den Deichen, diverse Städtchenbummel und Klönen mit alten Bekannten, Entzünden einer Kerze für Papa in der katholischen Kirche, Konzerte in der evangelischen Inselkirche, Minigolf an der Brandungszone - ich hätte auch noch ne Woche dran hängen können und freue mich schon aufs nächste Mal!
"Norderney ist mein Hawaii" - oder: Heimat ist, was in deinem Kopf passiert. Kaum vorstellbar, dass die Wohnungen dermaleinst bei Gott schöner sein sollen! Aber er hat uns das versprochen, oder?
Donnerstag, 4. August 2011
"Jesus, dir gehört mein Lob"...
Bis gestern. Da merkte ich plötzlich: Meine Spülmaschine ist defekt. Irgendwie bleibt das Programm beim ersten Spülen hängen und wiederholt diesen Auftrag wieder und wieder. Es sei denn, ich mache dem Ganzen mit "reset" ein Ende. Als Ergebnis bleibt nasses Geschirr mit einem Spüli-Fettfilm.
Meine Reaktion passte leider so gar nicht zu meinem derzeitigen Lieblingslobpreissong. Ich wurde hysterisch: "Hey, Gott! Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein! Nimmst mir einfach so meine Spülmaschine!"
Seither glaube ich noch fester: Gott kann auch sarkastisch sein. Als ich meine Hysterie ausgetobt hatte, glaubte ich, Folgendes zu hören:
"Liebes Kind! Du singst "egal, was du mir nimmst" - und machst dann so einen Aufstand wegen einer Spülmaschine? Warum freust du dich nicht, dass deine Waschmaschine noch funzt? Gebrauchte Unterhosen im Waschbecken sauber zu rubbeln, wäre für ein verwöhntes Ding wie dich eher eine Zumutung. Obwohl es auch Jammern auf hohem Niveau wäre. Aber ist ein anders Thema. Aber die paar Teller abzuwaschen kriegst du ja wohl für eine Weile hin? Ohne mich gleich mit Lobpreisentzug abzustrafen? Die Menschen in Somalia wären ja so was von froh, wenn ihr Problem eine nicht optimal funktionierende Spülmaschine wäre!"
Ja doch! Botschaft angekommen! Ich warte jetzt ganz gelassen und dankbar auf den Kundendienst. Bis der kommt, summe ich einfach weiter: Jesus, dir gehört mein Lob!