Dienstag, 15. Juni 2010

Politisch nicht sehr helle

Also - ich finde Geschichte spannend. Sogar bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Aber Politik ist nicht meine Neigung und wohl auch nicht meine Berufung.
Trotzdem sagt mein Bauch manchmal was zu aktuellem Weltgeschehen.
Vorhin war Halbzeit im WM- Spiel Brasilien gegen Nordkorea. Das weiß ich, weil ich Söhnchen und Freund den bestellte Döner vor die Glotze lieferte.
"Moment mal", dachte ich. "Nordkorea spielt bei der WM? Jener Staat, der seit Jahrzehnten ein ganzes Volk mies unterdrückt? Wie kann das sein?"
Söhnchen sagte, dass es eben um Sport geht. Und diese Nation sich eben qualifiziert hat. Und ich wünsche den einzelnen Spielern auch wirklich von Herzen alles Gute. Ich wünsche ihnen vor allem, dass sie in ihrem Land nicht durch Familienbande angebunden sind und bei Gelegenheit in Südafrika die Biege machen können.
Aber ich frage mich trotzdem wie es sein kann, dass ein Diktator, der von allen freiheitsliebenden Völkern geächtet werden müsste, seine Sportler zu so einem Event antreten lassen darf. Mit der Teilnahme fühlt er sich doch im Recht - von der Völkergemeinschaft akzeptiert.
Oder sehe ich das jetzt falsch? Wäre es nicht richtig, ihn von allen friedlichen Völkerfesten auszuschließen?
Kann mich mal Jemand erhellen?

Montag, 14. Juni 2010

Die Freiheit der Entscheidung

Gerade las ich einen Leserbrief in einer christlichen Zeitschrift.
Der textet gegen einen Artikel, welcher verantwortliche Entscheidungen von Christen für gut und richtig befindet.
Der Verfasser des Briefes schreibt, dass Jesus großen Wert darauf legt, "dass das 'Ich' (mit allen seinen Entscheidungen) sterben muss."
Falls dem so wäre, bekäme ich Schwierigkeiten mit so manchem Bibeltext.
Schon auf den ersten Seiten der Bibel sehen wir wie Gott seinen Menschen viel Entscheidungsspielraum gibt:
"So formte Gott aus der Erde die Tiere des Feldes und die Vögel. Dann brachte er sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er jedes einzelne nennen würde; DENN SO SOLLTEN SIE HEISSEN." (1. Mose 2,19)
Salomo erlebt, dass Gott seine ganze Fülle von Möglichkeiten vor ihm als jungem König ausbreitet und ihm zutraut, eine gute Entscheidung zu treffen: "WÜNSCHE DIR, WAS DU WILLST; ICH WILL ES DIR GEBEN." (1. Könige 3,5)
Paulus entschied sich, Single zu bleiben, während es genauso in Ordnung war, dass Petrus seine Ehefrau mit auf Dienstreisen nahm.
Beispiele für Entscheidungsfreiheit gibt es also in der Bibel genug. Natürlich ist sie eingeschränkt. Dort, wo Gott ausdrücklich gebietet oder verbietet, erwartet er Gehorsam.
Aber er schreibt uns doch nicht in jeder Sekunde unserer Lebens jede winzige Entscheidung vor.

Ich glaube noch nicht mal, dass er uns alle großen Entscheidungen vorschreibt. In meiner Teenagerzeit hieß es, es gäbe nur einen Mann auf der Welt, den Gott für mich ausgesucht habe. Die passende Bibelstelle dazu habe ich bisher nicht gefunden. Deshalb habe ich vor über 25 Jahren einfach den ersten Mann geheiratet, in den ich schwer verliebt war. Wir sind immer noch gerne miteinander verheiratet - allermeistens. :-)
Heute bin ich überzeugt, dass Gott uns bei der Partnerwahl viel freie Hand lässt. Wenn wir uns entschieden haben, möchte er allerdings, dass wir zu dieser Entscheidung stehen - auch in Krisenzeiten. (Damit verurteile ich Niemand, der das nicht schafft. Eine gute Ehe hat viel mit Gnade zu tun - aber das ist ein anderes Thema.)

Entscheidungen zu treffen ist m.E. keine Sünde, sondern göttliche Befähigung. Allerdings hat jede Entscheidung Konsequenzen - bei der Berufswahl zum Beispiel. Wenn man sich für eine Ausbildung entscheidet, fallen alle anderen Möglichkeiten weg. Aber Gott wird den Schornsteinfeger genauso segnend begleiten wollen wie den Zahnarzt.

Samstag, 5. Juni 2010

Jet-Set-Feeling im Dienst des Herrn

Ok - "Jet" ist jetzt etwas dick aufgetragen. "DB-Feeling" ist korrekter. Heute um 14.30 wurde ich mit dem PKW über eine Elbbrücke gefahren und hatte den klassischen Blick auf "Elbflorenz" - Dresden City in ganzer Pracht. Gegen 19.30 fuhr mein EC über eine andere Brücke - und ich hatte den klassischen Blick auf Jungfernstieg und Alsterfontäne. Und das alles für umsonst!
Gestern Abend um diese Zeit saß ich mit einer Flasche Bier auf der Terrasse meines Blockhäuschens im Forsthaus Luchsenburg. Dort, in Ohorn, zwischen Dresden und Bautzen, mitten im Wald, fand heute morgen ein "Familienfrühstück" statt. Die fünf engagierten Organisatoren dieser regelmäßigen Veranstaltung mitten in Sachsen hatten mich mit meinem Vortrag "Anpacken, nicht einpacken!" eingeladen.
Das erste Mal in meiner Referentinnenlaufbahn genoss ich den Luxus einer Hotelübernachtung. Das hat schon was - vor allem, wenn es so schön ist wie in diesem Wald. Heute morgen um 7.00 konnte ich erstmal 'nen Hasen vor meiner Hüttentür begrüßen.
Noch netter waren meine neuen menschlichen Bekannten. Bei Familie Z. genoss ich heute Mittag eine leckere Spargelsuppe - und interessante Einblicke in das ehrenamtliche Engagement von Christen ohne Gemeinde.
Die liebe Heike hat mir noch ein großartiges Geschenk gemacht - ein wunderhübsches Bäumchen für meine Terrasse. Anfänglich dachte ich, die sperrige Pflanze wäre ein Klotz am Bein - aber sie entpuppte sich als Türöffner für nette Gespräche im Zug. Und jetzt freue ich mich sehr über diese schöne Erinnerung an eine wirklich nette Vortragsreise.
Früher, als unsere Kinder klein waren, fühlte ich mich manchmal zuhause angebunden, während mein Gatte Karriere machte und viel unterwegs war.
Heute, wo meine Kinder groß sind, darf ich selbst viel unterwegs sein. Was mir großen Spaß macht.
Ich erlebe gerade, dass Gott mir all das schenkt, was ich früher manchmal vermisst habe. Denn obwohl es meine Entscheidung war, ganz für unsere drei Kinder da zu sein, heißt das eben nicht, dass ich immer mit dieser Entscheidung glücklich war.
Persönliche Entscheidungen gilt es, mit allen Konsequenzen zu tragen. Aber wenn die Verantwortung nicht mehr besteht, ist es genauso wichtig, neue Chancen zu nutzen.
Ich bin Gott dankbar, dass ich die bekommen habe.

Montag, 31. Mai 2010

Frommer Eifer

Vorab eines:
Ich finde es großartig, wenn gerade Christen sich nach Kräften für andere Menschen einsetzen. Wir brauchen mehr von diesen leidenschaftlichen Dienern!
Was mir nicht gefällt ist das Gefühl, subtil unter Druck gesetzt zu werden. Es gibt Mitchristen, die erwarten einfach von mir, dass ich mich für ihre Herzenssache genauso engagiere wie sie.
Zumindest erwarten sie, dass ich ihnen gebe, was sie von mir wollen. Manchmal ist das mein Geld für eine besondere Spendenaktion, manchmal ist es meine Unterschrift, um für oder gegen etwas Protest anzumelden.
Wenn ich mich gut informiert fühle, passiert es öfter, dass ich das jeweilige Anliegen gerne mitunterstütze.
Allerdings möchte ich gefragt werden, ob ich zu einem bestimmten Zeitpunkt überhaupt informiert werden will.
Wenn ich nach dem Gottesdienst plaudernd meinen Kaffee genieße, erwarte ich eine höfliche Frage, ob das Gespräch mal kurz unterbrochen werden darf.
Leider erwarte ich das von "frommen Aktivisten" meist vergeblich. Da wird sich einfach in die Runde gedrängt und vehement eine Petition geschwungen, die sofort unterschrieben werden MUSS. Oder häßliche, selbstgebastelte Lesezeichen und Ähnliches sollen für einen horrenden Preis erworben werden, um ein bestimmtes Missionsprojekt zu unterstützen.
Mit vielen, vielen Worten wird das Leid eines verfolgten Christen, eines verlorenen Heiden oder eines afrikanischen Dorfes geschildert. Unerwähnt bleibt nie, wie traurig der Herr über die Gleichgültigkeit von deutschen Frommen ist, denen es richtig gut geht. Und andere Kirchen der Stadt werden hochgelobt, in denen die erforderlichen Unterschriften oder das nötige Geld ruckzuck zusammen waren.
Als junger Mensch habe ich mir von solch' flammenden Reden immer ein schlechtes Gewissen machen lassen. Ich war das ideale Opfer für Hausierer aller Art. So kam es, dass wir am Anfang unserer Ehe flugs in der Flugrettung landeten. Außerdem musste der Gatte des abends häufig Zeitschriftenabos widerrufen.
Heute arbeite ich dran, auch frommen Aktivisten "nein" zu sagen - zumindest erstmal. Ich möchte in Ruhe überlegen dürfen, welche Anliegen ich aktiv unterstütze. Ich kann nicht die ganze Welt retten - und muss das Gott sei Dank auch gar nicht.

Samstag, 22. Mai 2010

Eine wunderbare Nacht mit "Escamillo"...

...haben der Gatte und ich gerade verbracht. Und das kam so:
Gestern Nachmittag - am Freitag vor Pfingsten! - machten wir uns per PKW auf den Weg nach Hannover. Das dauerte über eine Stunde länger als sonst.
Trotzdem saßen wir um 19.30 pünktlich auf unseren gebuchten Plätzen in der vollbesetzten Staatsoper:
Parkett, Reihe sieben, ziemlich in der Mitte - für Personalpreise zu sieben Euro pro Karte. (Da lachte schon mal mein Schnäppchenjägerinnenherz!)
"Carmen" stand auf dem Programm. Und im zweiten Akt trat er dann auf: Der Torero - Tobias aus Süddeutschland, den es während seines Musikstudiums in HH in jungen Jahren mit seiner frisch angetrauten Ehefrau in unsere Gemeinde verschlagen hatte. Vor zehn bis fünfzehn Jahren waren sie Teilnehmer in dem KJE, den mein Mann und ich damals leiteten.
Heute hat Tobias ein festes Engagement in Hannover - und wir haben uns nach zehn Jahren endlich mal wiedergesehen. Nach der Vorstellung war klönen angesagt - und eine Nacht im Gästebett unserer ehemalig "Anvertrauten". Heute morgen gab es ein ausgiebiges Frühstück inklusive ihrer netten Kinder und stundenlangen "Wißt-ihr-nochs".
Der Clou ist ja: Eigentlich sind der Gatte und ich keine Operfans. 3 1/2 Stunden französicher Gesang mit deutschem "Obertitel" - man muss es nicht mögen! Aber abgesehen davon, dass "Carmen" eine coole Geschichte ist, die in Hannover auf gute Art modern inszeniert wurde - wenn gute Freunde sich engagieren, wird alles mögliche plötzlich höchst spannend und interessant.
Dieser Opernabend hat richtig Spaß gemacht!
Die fromme Eichhörnchenkurve - zu der ich, obwohl ich es nicht will, ja doch neige, wie ich gemerkt habe - spare ich an dieser Stelle. Ein anderer lieber Freund - übrigens ein Jäger, dessen Leidenschaft ich eigentlich auch nicht teile - gab mir den Tipp, diese Kurve doch einfach mal den Lesern zu überlassen.
Also, liebe Jesus-Freunde, was sagt euch die Begebenheit von Carmens Escamillo und seinen eigentlich nicht Oper-begeisterten Freunden?

Montag, 17. Mai 2010

Poesiealben-Weisheit

"Sich selbst besiegen ist der schönste Sieg" - keine Ahnung, was Grundschulkids der frühen 70er Jahre zu solchen Sprüchen in Poesiealben getrieben hat. Vermutlich haben sie die Oma um Rat gefragt.
Gute 38 Jahre später argwöhne ich, dass mich manche meiner Mitschüler wohl damals schon ganz gut kannten. Ein bequemer Genussmensch braucht bisweilen einen kräftigen Antrieb, um vorwärts zu kommen.
Über die diesjährige Himmelfahrt-Woche war ich mit dem Gatten in Östereich. Und natürlich stand auch eine Bergwanderung auf dem Urlaubsprogramm. Von einer Alm auf 700 m Höhe ging es auf den Gaisberggipfel mit 1287 m. Was mein Mann mir vorsorglich verschwiegen hatte, war der Schwierigkeitsgrad des Aufstiegs: "Starke Steigungen, teilweise steil und rutschig".
In unseren norddeutschen Mooren und an unseren Stränden kann ich vier Stunden flott marschieren und habe immer noch Spaß. In den östereichischen Bergen war ich nach 45 Minuten fix und alle. Da hatten wir mal knapp die Hälfte geschafft. Japsend schmiss ich mich auf eine Bank und beschloss dort zu verharren, bis der Gatte den Gipfel gestürmt hätte und auf dem Weg nach unten wieder bei mir angekommen wäre.
Der Mann hat mich nicht gelassen! Seine Antriebsworte klangen nicht so poetisch wie "sich selbst besiegen ist der schönste Sieg." Sie klangen sogar kein bisschen poetisch, eher grummelig - meinten aber dasselbe.
Darauf grummelte ich auch. Irgendwas wie "Es wird dir noch leid tun, wenn ich am Wegesrand verendet bin." Aber ich stieg weiter mit nach oben - vor lauter Grummeligkeit gar nicht mal so unflott.
Oben angekommen, belohnte mich eine grandiose Aussicht und außerdem das Gefühl, mal zu Recht stolz auf mich sein zu können. Wenn man es geschafft hat, ist es großartig, den inneren Schweinehund besiegt zu haben, bis an die eigenen Grenzen gegangen zu sein.
Disziplin und Ausdauer sind nicht meine Lieblingsworte. Aber sie bescheren mir Lieblingserlebnisse.
Vielleicht ist das ja nicht nur bei Bergwanderungen so, sondern auch im Glaubensleben?

Dienstag, 4. Mai 2010

So ein Tag, der dem Morgen graut...

...war heute. Als der Morgen gegen 9.30 auf den Frühstückstisch einer Wohnung in Hamburg-Winterhude lugte, erschreckten ihn zwei zerknitterte Gesichter über ihren Kaffeetassen.
Am Montagabend war ich mit Schlafanzug und Zahnbürste gegen 18.00 bei meiner Freundin eingetrudelt.
Wir sind fast gleichalt und kennen uns seit wir Babies waren - also gut 47 Jahre. Wir sind im selben Dorf in NRW aufgewachsen, unsere Familien sind verwandt. Als Teenager waren wir allerbeste Freundinnen, danach verloren wir uns eine Weile aus den Augen. Seit wir Ende Zwanzig sind, wurde unsere Freundschaft wieder tiefer, obwohl wir räumlich weit entfernt voneinander lebten. Wir schrieben beide gerne lange Briefe.

Seit fünf Jahren trennen uns nur noch 20 Km Luftlinie. Ab und an gönnen wir uns also einen "Mädelsabend" wie früher. Letzte Nacht dauerte der bis gegen 3.00. Wie immer haben wir beim Klönen, beim Kichern, beim "Weißt du noch?" nicht mitbekommen wie die Zeit verfliegt. Neu ist, dass wir zwischendurch auch miteinander weinen können und uns gegenseitig trösten. Ich tröste sie, weil ein Leben als Alleinerziehende ganz schön hart sein kann. Sie tröstet mich, weil ich immer noch meinen Papa vermisse, der vor sechs Monaten gestorben ist.
Unsere Beziehung wächst also weiter und wird tiefer. Aber sie hat trotzdem diese besondere Leichtigkeit. Wir können miteinander wie die Teenager von einst umgehen. So sind wir uns vertraut. Freundschaften, die ein ganzes Leben lang bestehen, sind etwas besonders Kostbares.

Früher allerdings konnten wir die ganze Nacht durchquatschen und am nächsten Morgen fit in der Schule sitzen. Heute - wie gesagt - schaffen wir es nur bis 3.00 und sehen am nächsten Morgen überdeutlich aneinander, dass wir alte Damen geworden sind. Ohne ausreichenden Schönheitsschlaf sind wir halt unterdessen ein Morgengrauen. Trotzdem haben wir die nächste "Übernachtungsparty" zu Zweit schon verabredet.