Vorab eines:
Ich finde es großartig, wenn gerade Christen sich nach Kräften für andere Menschen einsetzen. Wir brauchen mehr von diesen leidenschaftlichen Dienern!
Was mir nicht gefällt ist das Gefühl, subtil unter Druck gesetzt zu werden. Es gibt Mitchristen, die erwarten einfach von mir, dass ich mich für ihre Herzenssache genauso engagiere wie sie.
Zumindest erwarten sie, dass ich ihnen gebe, was sie von mir wollen. Manchmal ist das mein Geld für eine besondere Spendenaktion, manchmal ist es meine Unterschrift, um für oder gegen etwas Protest anzumelden.
Wenn ich mich gut informiert fühle, passiert es öfter, dass ich das jeweilige Anliegen gerne mitunterstütze.
Allerdings möchte ich gefragt werden, ob ich zu einem bestimmten Zeitpunkt überhaupt informiert werden will.
Wenn ich nach dem Gottesdienst plaudernd meinen Kaffee genieße, erwarte ich eine höfliche Frage, ob das Gespräch mal kurz unterbrochen werden darf.
Leider erwarte ich das von "frommen Aktivisten" meist vergeblich. Da wird sich einfach in die Runde gedrängt und vehement eine Petition geschwungen, die sofort unterschrieben werden MUSS. Oder häßliche, selbstgebastelte Lesezeichen und Ähnliches sollen für einen horrenden Preis erworben werden, um ein bestimmtes Missionsprojekt zu unterstützen.
Mit vielen, vielen Worten wird das Leid eines verfolgten Christen, eines verlorenen Heiden oder eines afrikanischen Dorfes geschildert. Unerwähnt bleibt nie, wie traurig der Herr über die Gleichgültigkeit von deutschen Frommen ist, denen es richtig gut geht. Und andere Kirchen der Stadt werden hochgelobt, in denen die erforderlichen Unterschriften oder das nötige Geld ruckzuck zusammen waren.
Als junger Mensch habe ich mir von solch' flammenden Reden immer ein schlechtes Gewissen machen lassen. Ich war das ideale Opfer für Hausierer aller Art. So kam es, dass wir am Anfang unserer Ehe flugs in der Flugrettung landeten. Außerdem musste der Gatte des abends häufig Zeitschriftenabos widerrufen.
Heute arbeite ich dran, auch frommen Aktivisten "nein" zu sagen - zumindest erstmal. Ich möchte in Ruhe überlegen dürfen, welche Anliegen ich aktiv unterstütze. Ich kann nicht die ganze Welt retten - und muss das Gott sei Dank auch gar nicht.
Montag, 31. Mai 2010
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