"Sich selbst besiegen ist der schönste Sieg" - keine Ahnung, was Grundschulkids der frühen 70er Jahre zu solchen Sprüchen in Poesiealben getrieben hat. Vermutlich haben sie die Oma um Rat gefragt.
Gute 38 Jahre später argwöhne ich, dass mich manche meiner Mitschüler wohl damals schon ganz gut kannten. Ein bequemer Genussmensch braucht bisweilen einen kräftigen Antrieb, um vorwärts zu kommen.
Über die diesjährige Himmelfahrt-Woche war ich mit dem Gatten in Östereich. Und natürlich stand auch eine Bergwanderung auf dem Urlaubsprogramm. Von einer Alm auf 700 m Höhe ging es auf den Gaisberggipfel mit 1287 m. Was mein Mann mir vorsorglich verschwiegen hatte, war der Schwierigkeitsgrad des Aufstiegs: "Starke Steigungen, teilweise steil und rutschig".
In unseren norddeutschen Mooren und an unseren Stränden kann ich vier Stunden flott marschieren und habe immer noch Spaß. In den östereichischen Bergen war ich nach 45 Minuten fix und alle. Da hatten wir mal knapp die Hälfte geschafft. Japsend schmiss ich mich auf eine Bank und beschloss dort zu verharren, bis der Gatte den Gipfel gestürmt hätte und auf dem Weg nach unten wieder bei mir angekommen wäre.
Der Mann hat mich nicht gelassen! Seine Antriebsworte klangen nicht so poetisch wie "sich selbst besiegen ist der schönste Sieg." Sie klangen sogar kein bisschen poetisch, eher grummelig - meinten aber dasselbe.
Darauf grummelte ich auch. Irgendwas wie "Es wird dir noch leid tun, wenn ich am Wegesrand verendet bin." Aber ich stieg weiter mit nach oben - vor lauter Grummeligkeit gar nicht mal so unflott.
Oben angekommen, belohnte mich eine grandiose Aussicht und außerdem das Gefühl, mal zu Recht stolz auf mich sein zu können. Wenn man es geschafft hat, ist es großartig, den inneren Schweinehund besiegt zu haben, bis an die eigenen Grenzen gegangen zu sein.
Disziplin und Ausdauer sind nicht meine Lieblingsworte. Aber sie bescheren mir Lieblingserlebnisse.
Vielleicht ist das ja nicht nur bei Bergwanderungen so, sondern auch im Glaubensleben?
Montag, 17. Mai 2010
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