Gerade las ich einen Leserbrief in einer christlichen Zeitschrift.
Der textet gegen einen Artikel, welcher verantwortliche Entscheidungen von Christen für gut und richtig befindet.
Der Verfasser des Briefes schreibt, dass Jesus großen Wert darauf legt, "dass das 'Ich' (mit allen seinen Entscheidungen) sterben muss."
Falls dem so wäre, bekäme ich Schwierigkeiten mit so manchem Bibeltext.
Schon auf den ersten Seiten der Bibel sehen wir wie Gott seinen Menschen viel Entscheidungsspielraum gibt:
"So formte Gott aus der Erde die Tiere des Feldes und die Vögel. Dann brachte er sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er jedes einzelne nennen würde; DENN SO SOLLTEN SIE HEISSEN." (1. Mose 2,19)
Salomo erlebt, dass Gott seine ganze Fülle von Möglichkeiten vor ihm als jungem König ausbreitet und ihm zutraut, eine gute Entscheidung zu treffen: "WÜNSCHE DIR, WAS DU WILLST; ICH WILL ES DIR GEBEN." (1. Könige 3,5)
Paulus entschied sich, Single zu bleiben, während es genauso in Ordnung war, dass Petrus seine Ehefrau mit auf Dienstreisen nahm.
Beispiele für Entscheidungsfreiheit gibt es also in der Bibel genug. Natürlich ist sie eingeschränkt. Dort, wo Gott ausdrücklich gebietet oder verbietet, erwartet er Gehorsam.
Aber er schreibt uns doch nicht in jeder Sekunde unserer Lebens jede winzige Entscheidung vor.
Ich glaube noch nicht mal, dass er uns alle großen Entscheidungen vorschreibt. In meiner Teenagerzeit hieß es, es gäbe nur einen Mann auf der Welt, den Gott für mich ausgesucht habe. Die passende Bibelstelle dazu habe ich bisher nicht gefunden. Deshalb habe ich vor über 25 Jahren einfach den ersten Mann geheiratet, in den ich schwer verliebt war. Wir sind immer noch gerne miteinander verheiratet - allermeistens. :-)
Heute bin ich überzeugt, dass Gott uns bei der Partnerwahl viel freie Hand lässt. Wenn wir uns entschieden haben, möchte er allerdings, dass wir zu dieser Entscheidung stehen - auch in Krisenzeiten. (Damit verurteile ich Niemand, der das nicht schafft. Eine gute Ehe hat viel mit Gnade zu tun - aber das ist ein anderes Thema.)
Entscheidungen zu treffen ist m.E. keine Sünde, sondern göttliche Befähigung. Allerdings hat jede Entscheidung Konsequenzen - bei der Berufswahl zum Beispiel. Wenn man sich für eine Ausbildung entscheidet, fallen alle anderen Möglichkeiten weg. Aber Gott wird den Schornsteinfeger genauso segnend begleiten wollen wie den Zahnarzt.
Montag, 14. Juni 2010
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