Je nach Menge der Gemeindearbeitskreise gibt es von denen mehr an der Zahl als Sonntagsgottesdienste. Mindestens zweimal im Jahr treffen sich schließlich die Techniker, der Leitungskreis, die Gärtner, die Teenkreismitarbeiter oder das Dekoteam. Solche Arbeitssitzungen zu lenken bedeutet für die jeweilige Leitungsperson immer eine große Herausforderung. Wenn dieser Mensch pragmatisch veranlagt ist, kommt er bisweilen sofort zu den anstehenden Themen und unterschlägt am Anfang Andacht und Gebet. Was – rein menschlich gefühlt – bei Ältestensitzungen schlimmer ist als bei einer Besprechung des Putzdienstes. Aber weil die menschlichen Gefühle ja nicht maßgebend sind, ist jeder Arbeitskreisleiter gut beraten, wenn er zum Anfang einer Sitzung mindestens die Tageslosung verliest und kurz um Gottes Führung bei den Gesprächen bittet. So viel Zeit muss sein!
Nun gibt es ja auch Teamleiter, die mit der Länge einer Sitzung gar kein Problem haben. Die machen nicht nur ausführliche Andachten, sondern auch noch Aufwärmspiele. Da werden dann nach dem geistlichen Input zum Beispiel schlaffe Luftballons verteilt. Diese Aktion wird mit dem Ansporn verbunden, da mal locker rein zu blasen. Um zu demonstrieren, wie viel Luft am Ende des Alltags für die Sitzung überhaupt noch vorhanden ist. Es gibt Mitarbeiter, die finden so was klasse. Es gibt andere, die fragen sich, ob sie sich am Ende eines harten Arbeitstages solche Spielchen wirklich noch antun müssen.
Aber der Einstieg in Arbeitssitzungen bleibt nicht die einzige Herausforderung für die jeweiligen Leiter. Die nächste stellt sich schon bei der Frage nach dem Protokoll. Das ist dann der Zeitpunkt, wo jeglicher Augenkontakt abbricht. Alle Mitarbeiter schauen wie hypnotisiert stur vor sich auf den Tisch oder auf ihre Füße. „Erspare es mir, diesen Kelch trinken zu müssen“, hört man es ziemlich bibeltreu denken. Obwohl diese Einstellung im Bezug auf Protokolle vielleicht gar nicht so bibeltreu ist. Jedenfalls sind in dem Fall Leiter gut beraten mit dem Tipp, einen langen Atem zu entwickeln. Irgendwann hält es irgendeine treue Seele nicht mehr aus und seufzt schicksalsergeben: „Ok – ich mach’s.“
Nach der Überwindung dieser Einstiegshindernisse wird es dann aber erst richtig ernst. Leidgeprüfte Teilnehmer von Elternabenden kennen dieses Phänomen: Wer nix zu sagen hat, braucht oft die meisten Worte. So was macht manchmal auch vor Gemeindearbeitssitzungen nicht halt. Dazu kommt hin und wieder bei den Wortmeldungen das Verfehlen des Themas. Zum Beispiel macht es überhaupt keinen Sinn, wenn auf einer Musikteambesprechung die klägliche Anzahl von vegetarischen Salaten beim Gemeindemittagessen beweint wird. Trotzdem kommen ähnliche gebietsfremde Eingaben häufig vor. Da brauchen die Gesprächsleiter viel Fingerspitzengefühl!
Solche Sitzungen sind eine große Chance, echte Gemeinschaft zu üben. Niemand kann sich Arbeitskreise nach der Nase der anderen Mitarbeiter aussuchen. Mit Menschen, die einem manchmal quer unter derselben hängen, bildet man plötzlich ein Team. Man muss miteinander arbeiten, sich auseinandersetzen. Und wenn es gut geht, dann merken wir, dass wir den so ganz anderen Typen als Ergänzung brauchen. Mitarbeitersitzungen sind eine gute Schule Gottes – für alle Beteiligten.
2 Kommentare:
Wikileaks nun auch bei der FeG. Sitzungen die ohne Andacht beginnen! Das ist bestimmt nur die Spitze eines Eisberges. :-)
Eine schöne Geschichte, mit positivem Touch.
Genau! AKW goes Wikileaks! :-)
Oder: Hofnarren waren die Julian Assange und Co des Mittelalters...
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