Montag, 30. Mai 2011
Vom Glück, herausgefordert zu werden
"Entwickel doch mal bitte ein Musical, das wir nächstes Jahr zum Gemeindehaus-Jubiläum aufführen können." Also, sie wollten jetzt nicht, dass ich Lieder schreibe und komponiere. Sie wissen, dass ich unmusikalisch bin. Sie wollten "bloß" ein Libretto. Ich sollte mir eine Geschichte überlegen, Charaktere ausdenken, die Handlungsstränge entfalten, die Szenen konzipieren, die Dialoge schreiben und noch nicht geschriebene Lieder umreißen und sinnvoll die Plätze dafür festlegen.
Ich war ja gerührt von so viel Vertrauen - aber höchst skeptisch.
Nun sind 26 Seiten fix und fertig. :-) Die Idee habe ich aus einem Kinderbuch geliehen - es ist aber kein Kindermusical geworden.
Die Reaktionen des Musical-Teams sind sehr ermutigend! So was macht einfach Spaß: Wenn das, was ich mir ausgedacht habe, für andere so lebendig wird, dass sie es sehen können.
Jetzt arbeiten andere an den Liedtexten und Kompositionen - und ich bin total gespannt wie das Gemeinschaftsprodukt dann am Ende aussieht.
Von selbst wäre ich nie auf die Idee gekommen, so was zu versuchen. Eine meiner größten Schwächen ist meine Bequemlichkeit.
Wie klasse, dass ich in der Gemeinde mit Leuten unterwegs bin, die mich einfach mal herausfordern! Etwas zu schaffen, was ich mir selbst nicht zugetraut hätte (wo ich aber Spaß dran habe) - das kommt dem Glück schon sehr nahe.
Freitag, 20. Mai 2011
Gott tut es wirklich!
Am Montagmorgen zerschlug sich ein Termin für Mittwochmittag. Montagnachmittag stand mal wieder der nette junge Mann von den Zeugen Jehovas vor meiner Haustür, der seit einigen Monaten für mich "zuständig" ist. Er fragte, ob wir uns Mittwochmittag (!) mal für ne halbe Stunde ausführlicher unterhalten könnten. Klar konnten wir. Ich finde, auch Zeugen Jehovas müssen die Frohe Botschaft hören.
Nun hat es natürlich keinen Sinn, sich mit ihnen auf fruchtlose Streitgespräche einzulassen. Es kann nur darum gehen, ihnen zu zeigen. Hey! Es gibt auch noch andere Menschen, die sich in der Bibel so gut auskennen wie ihr, die sie schätzen als Gottes Wort und die vor allem Gott ehren und lieben.
Ich glaube, meine Strategie ging gar nicht so schlecht auf. Die junge Dame, die wohl als Lernende den jungen Mann begleitete, bestaunte mich wie andere vielleicht einen Allien bestaunen würden. :-)
Heute Morgen platzte mein zweiter Termin für diese Woche. Eigentlich wollte ich eine liebe alte Freundin auf die Landesgartenschau begleiten. Leider musste sie absagen, weil es ihr heute nicht gut geht. Kurz nach 10.00 - da wäre ich schon unterwegs gewesen - rief mich eine Freundin an, die akut so traurig war, dass sie heftig weinen musste. Sie wohnt zu weit weg, um eben mal vorbei zu fahren. Aber ich konnte mir am Telefon in aller Ruhe alle Zeit nehmen, die sie brauchte, um ihren Kummer loszuwerden.
Das sind zwei coole Kurzgeschichten über Gottes Zeitmanagement, oder?
Donnerstag, 12. Mai 2011
Mai! Der Mozart des Kalenders..
So'n schöner Frühling macht doch echt aktiv! Das ging für mich gleich am 1. Mai los mit meiner ersten Predigt in meiner Gemeinde. Das war aufregender als woanders zu predigen.
Dass ich überhaupt ab und an so was machen kann, freut mich immer noch. Bin schließlich groß geworden mit dem in Stein gemeißelten Fesselgebot "Das Weib aber schweige in der Gemeinde".
Zum zweiten Mai-Wochenende hatte der Frühling auch meinen Gatten inspiriert. Weil er letzten Montag den ganzen Tag in Berlin arbeiten musste, hat er beschlossen, schon Sonntag anzureisen und mich mitzunehmen. Gemeinsamer Kudammbummel, ne Kultcurrywurst auffe Faust und später romantisches Dinner beim Türken in Charlottenburg - das war schon nett! Und Montag konnte ich den ganzen Tag in Berlin machen, was ich wollte. Ein echter Miniurlaub!
Sehr aktiv bin ich derzeit auch mit meinen Telefondates. Die sind angesagt, wenn ich für Christsein heute ein Portrait schreiben soll. Momentan telefoniere ich viel mit Pastoren - mit solchen im Ruhestand und mit denen aus der Inlandmission. Weil ich gerne zuhöre und die meisten Pastoren gut erzählen können, ist das immer eine vergnügliche bis beeindruckende Stunde für mich. Manchmal folgen sehr nette Mail-Korrespondenzen. So was hat mir schon immer Spaß gemacht.
Gerne kann die zweite Mai-Hälfte so "mozartmäßig" weiter gehen!
Mittwoch, 4. Mai 2011
Hilfe! Es passiert einfach zu viel!
Im März hatten wir dieses schreckliche Unglück in Japan. An den Folgen werden die Kinder dieser Welt in 50 Jahren noch knabbern. An sich ist da Sympathie mit allen Atomkraftgegnern angesagt. Wenn sich dann aber gerade solche Gegner beschweren, dass in ihren Naturidyllen Starkstromleitungen oder Windkrafträder die Gegend verschandeln könnten, dann hält sich meine Sympathie wieder in Grenzen.
Der April stand im Zeichen der "Royal Wedding". Und obwohl ich das ganze Monarchie-Gedöns lächerlich finde, saß ich am Freitag zwischen Kochen und Putzen immer mal vorm Bildschirm, um die Zeremonie zu verfolgen. Für 14.25 hatte ich mich sogar mit beiden Töchtern vor dem TV verabredet, um den Hochzeitskuss nicht zu verpassen. Hier mal ein kleines Dankeschön an meinen klugen HK-Leiter. Er mochte das "Gedöns" noch weniger als ich. Aber er sagte sinngemäß: "Bei all den erschreckenden Nachrichten der letzten Monate ist es doch schön, dass die Welt sich mal mit so was beschäftigt." Da hat er ja wohl Recht! Zum Glück sagte er das vor Freitag und ich konnte meinen Sinn für Romantik hemmungslos und ohne schlechtes Gewissen befriedigen.
Samstag war dann der Festtag für meinen Gatten. Dortmund ist Meister und seither hängt ein BVB-Shirt in einem Fenster unseres Wintergartens. Iss schon niedlich, wenn Fünfzigjährige wie Fünfjährige durch den Garten hüpfen!
Und jetzt bewegt mich die Frage: Darf ich mich über den Tod von bin Laden freuen?
Falls er wirklich tot ist - bin ja immer skeptisch, wenn ich Behauptungen nicht nachprüfen kann...
Die Freude vieler Amerikaner kommt jedenfalls befremdlich rüber - die machten ja nen Karnevalsumzug daraus! Alle Zivilisation scheint da bloß Verkleidung. Sie feiern ihre Rache genauso wie das im Mittelalter und noch früher Menschen auch getan haben. Von Weiterentwicklung ist da nix zu sehen!
Aber dass unsere Angie von Vielen an den Pranger gestellt wird, gefällt mir auch nicht. Die Empörung über ihre Erleichterung und Freude, die sie ja nur zart ausgedrückt hat, finde ich verlogen.
Richtig freuen kann ich mich selbst aber nicht. Nicht deshalb, weil ich bin Laden auf dieser Welt vermisse. Ich habe einfach nur Angst vor der Rache seiner Anhänger.
2011 ist noch nicht mal halb rum - und ich habe Schiß vor den nächsten Horrormeldungen. Die kommen bestimmt - und dann noch ohne das Bonbon einer "Royal Wedding".
Ich frage mich wie Jemand diese Welt aushält ohne an Gott zu glauben. Ohne "lebendige" Hoffnung ist man am A... - also hilflos und verloren. Oder nicht?
Dienstag, 26. April 2011
Denkwürdige Ostertage 2011
Gründonnerstag haben wir in der Gemeinde "Feierabendmahl" zelebriert. Um 19.00 trafen wir uns zum leckeren Essen - herzlichen Dank an Chefkoch Axel! - und haben anschließend Abendmahl gefeiert.
Der Gottesdienst an Karfreitag war bewegend. Folgendes Gedicht beschäftigt mich immer noch:
Passion Christi
ich kenne Einen
der ließ sich von uns die Suppe versalzen
der ließ sich von uns die Chancen vermasseln
der ließ sich von uns das Handwerk legen
der ließ sich für dumm verkaufen
der ließ sich einen Strick drehen
der ließ sich an der Nase herumführen
der ließ sich übers Ohr hauen
der ließ sich von uns klein kriegen
der ließ sich von uns in die Pfanne hauen
der ließ sich von uns aufs Kreuz legen
der ließ sich von uns Nägel mit Köpfen machen
der ließ sich zeigen, was ein Hammer ist
der ließ sich von uns festnageln auf sein Wort
der ließ sich seine Sache was kosten
der ließ sich sehen am dritten Tag
der konnte sich sehen lassen
(Lothar Zenetti)
Dieses Osterfest war auch geprägt von herzlicher Gemeinschaft an frischer Luft: Ein langer Spaziergang mit Freunden in der Einsamkeit der Haseldorfer Marsch, Osterfeuer und anschließendes Abendessen im Freundeskreis mit Strömen von Lachtränen, viel Zeit für Gespräche mit den Kindern auf Besuch. Dazu die ganze Zeit strahlendblauer Himmel und unsere blühende Magnolie im Garten. Leben und Auferstehungs-Feeling pur! Dieses Ostern war voller Zeichen der Gegenwart Gottes. Danke!
Mittwoch, 20. April 2011
Hofnarren-Geplauder: Hauskreise
Ein normaler Hauskreis umfasst ungefähr acht bis 14 Personen. Aber egal wie klein oder groß so ein Hauskreis ist, nie sind alle Teilnehmer da. Es sei denn, ein Hauskreisabendessen ist angesagt. Dann geschieht regelmäßig ein Wunder und plötzlich passen alle Termine.
Das mag daran liegen, dass ein deftiges Grünkohlessen oder „Penne ala Gorgonzola“ eine wirklich gelungene Abwechslung darstellen zu drögen Kräckern und klebrigen Gummibären. Viel mehr ist ja sonst zum Versüßen der Denkarbeit nicht angesagt in unseren Wohnzimmern. Manch einen locken vielleicht auch Bier und Rotwein. So was mundet in gemeinschaftlicher Runde und ist mal was anderes als kalte Apfelschorle und heißer Roibushtee.
Und außerdem gibt es bei so einem Hauskreisabendessen keinen, der mahnt, zum Thema zurück zu kommen. Hier dürfen wir endlich mal nach Herzenslust klönen und ungestraft von Hölzchen auf Stöckchen kommen.
Alle sind herrlich entspannt an einem solchen Abend – selbst der Hauskreisleiter oder die Hauskreisleiterin. Die haben normalerweise ja einen anstrengenden Dienst. Egal, wie klein oder groß ein Hauskreis ist – dort finden sich immer gerade die Typen zusammen, die eigentlich gar nicht zusammen passen.
„Schwarzbrotfans“ treffen zum Beispiel auf „Kuscheltypen“. Die Ersten erhoffen von einem gelungenen Hauskreis knallhartes Bibelstudium. Sie erwarten einen Leiter, der eine geniale Kurzpredigt als Einstieg in den Bibeltext liefert, spontan Parallelstellen aus dem Hut zaubert und auf alle geistlichen Fragen eine Antwort parat hat. Solche Hauskreisteilnehmer lieben bisweilen detaillierte Ausführungen über die Symbolik der einzelnen Teile des hohenpriesterlichen Gewandes. Sie können das Nachsinnen über die verschiedenen Posaunen der Offenbarung ausgiebig zelebrieren und ebenso genießen.
Die Kuscheltypen sind dagegen extrem beziehungsorientiert. Sie möchten ganz genau wissen wie es den Anderen ergeht. Und sie möchten noch genauer von den eigenen Befindlichkeiten berichten. Sie haben kein Problem, wenn der Bibeltext die persönlichen Gespräche nur am Rande untermalt und die gegenseitige Fürbitte ist mit das Wichtigste für sie.
Klar – es gibt gemeinschaftsfreudige Schwarzbrotfans oder lernbegierige Kuscheltypen. Aber es gibt in einem Hauskreis auch ein Gemisch von Singles und Großeltern, von Managern und Arbeitslosen, von „alten Hasen“ und Neubekehrten - und im Idealfall sind „Interessierte“ ebenfalls mit im Boot. Jede und jeder hat andere Fragen an Gott. Gegenseitige Rücksichtnahme bleibt die große Herausforderung. Und die Leiter fühlen sich für jedes ihrer bunten Schafe verantwortlich. Verantwortlich fühlen sie sich auch dafür, dass ein gemeinschaftliches Gespräch stattfindet. Getuschel zu Zweit oder Dritt ist in einem „Kreis“ fehl am Platz, genauso wie ein Dauermonolog.
Aus allen diesen Gründen sind die Ausnahmetreffen ein Segen für alle, besonders aber für die Leiter. Hier dürfen sie die Zügel endlich mal ganz locker lassen. Hier können sie auch mal an sich selbst denken. Und manchmal überraschen sie ihren Hauskreis unverhofft. Sie entfalten ihre Entertainer-Qualitäten, erzählen Schoten aus ihrer Jugendzeit oder zünden einen guten Gag nach dem Anderen. Und schon allein deshalb ist es gut, dass immer zu diesen Gelegenheiten ein Wunder stattfindet und plötzlich alle dabei sind.
Donnerstag, 14. April 2011
Erwachsene Kinder sind was Wunderbares!
Sie hat mir einen großen Kaffeebecher mitgebracht - genau in den Farben, die zu meinem neu gestalteten Schlafzimmer in natur-weiß-lila passen.
Auf dem Becher steht - ich übersetze mal:
"Meine Mama ist wie ein großartiger BH. Der unterstützt mich und macht, dass ich mich gut fühle. Er lässt mich niemals hängen und ist immer nah bei meinem Herzen."
Wow! Es ist ein großartiges Gefühl, wenn Menschen, die mir sehr nahe stehen, genau die Sprache der Liebe sprechen, die mir vertraut ist. Eine Sprache der Tat - so was ist der Kauf eines Spaßgeschenks, mit dem der Beschenkte etwas anfangen kann - und eine Sprache im richtigen Ton. Da liegt mir eben nicht das Ausschweifend-Romantische, sondern das Knappe und Humorige. Von diesem Mitbringsel bin ich echt gerührt - so sehr, dass ich das hier einfach mal festhalten muss.