Ein normaler Hauskreis umfasst ungefähr acht bis 14 Personen. Aber egal wie klein oder groß so ein Hauskreis ist, nie sind alle Teilnehmer da. Es sei denn, ein Hauskreisabendessen ist angesagt. Dann geschieht regelmäßig ein Wunder und plötzlich passen alle Termine.
Das mag daran liegen, dass ein deftiges Grünkohlessen oder „Penne ala Gorgonzola“ eine wirklich gelungene Abwechslung darstellen zu drögen Kräckern und klebrigen Gummibären. Viel mehr ist ja sonst zum Versüßen der Denkarbeit nicht angesagt in unseren Wohnzimmern. Manch einen locken vielleicht auch Bier und Rotwein. So was mundet in gemeinschaftlicher Runde und ist mal was anderes als kalte Apfelschorle und heißer Roibushtee.
Und außerdem gibt es bei so einem Hauskreisabendessen keinen, der mahnt, zum Thema zurück zu kommen. Hier dürfen wir endlich mal nach Herzenslust klönen und ungestraft von Hölzchen auf Stöckchen kommen.
Alle sind herrlich entspannt an einem solchen Abend – selbst der Hauskreisleiter oder die Hauskreisleiterin. Die haben normalerweise ja einen anstrengenden Dienst. Egal, wie klein oder groß ein Hauskreis ist – dort finden sich immer gerade die Typen zusammen, die eigentlich gar nicht zusammen passen.
„Schwarzbrotfans“ treffen zum Beispiel auf „Kuscheltypen“. Die Ersten erhoffen von einem gelungenen Hauskreis knallhartes Bibelstudium. Sie erwarten einen Leiter, der eine geniale Kurzpredigt als Einstieg in den Bibeltext liefert, spontan Parallelstellen aus dem Hut zaubert und auf alle geistlichen Fragen eine Antwort parat hat. Solche Hauskreisteilnehmer lieben bisweilen detaillierte Ausführungen über die Symbolik der einzelnen Teile des hohenpriesterlichen Gewandes. Sie können das Nachsinnen über die verschiedenen Posaunen der Offenbarung ausgiebig zelebrieren und ebenso genießen.
Die Kuscheltypen sind dagegen extrem beziehungsorientiert. Sie möchten ganz genau wissen wie es den Anderen ergeht. Und sie möchten noch genauer von den eigenen Befindlichkeiten berichten. Sie haben kein Problem, wenn der Bibeltext die persönlichen Gespräche nur am Rande untermalt und die gegenseitige Fürbitte ist mit das Wichtigste für sie.
Klar – es gibt gemeinschaftsfreudige Schwarzbrotfans oder lernbegierige Kuscheltypen. Aber es gibt in einem Hauskreis auch ein Gemisch von Singles und Großeltern, von Managern und Arbeitslosen, von „alten Hasen“ und Neubekehrten - und im Idealfall sind „Interessierte“ ebenfalls mit im Boot. Jede und jeder hat andere Fragen an Gott. Gegenseitige Rücksichtnahme bleibt die große Herausforderung. Und die Leiter fühlen sich für jedes ihrer bunten Schafe verantwortlich. Verantwortlich fühlen sie sich auch dafür, dass ein gemeinschaftliches Gespräch stattfindet. Getuschel zu Zweit oder Dritt ist in einem „Kreis“ fehl am Platz, genauso wie ein Dauermonolog.
Aus allen diesen Gründen sind die Ausnahmetreffen ein Segen für alle, besonders aber für die Leiter. Hier dürfen sie die Zügel endlich mal ganz locker lassen. Hier können sie auch mal an sich selbst denken. Und manchmal überraschen sie ihren Hauskreis unverhofft. Sie entfalten ihre Entertainer-Qualitäten, erzählen Schoten aus ihrer Jugendzeit oder zünden einen guten Gag nach dem Anderen. Und schon allein deshalb ist es gut, dass immer zu diesen Gelegenheiten ein Wunder stattfindet und plötzlich alle dabei sind.
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