Donnerstag, 14. April 2011
Erwachsene Kinder sind was Wunderbares!
Sie hat mir einen großen Kaffeebecher mitgebracht - genau in den Farben, die zu meinem neu gestalteten Schlafzimmer in natur-weiß-lila passen.
Auf dem Becher steht - ich übersetze mal:
"Meine Mama ist wie ein großartiger BH. Der unterstützt mich und macht, dass ich mich gut fühle. Er lässt mich niemals hängen und ist immer nah bei meinem Herzen."
Wow! Es ist ein großartiges Gefühl, wenn Menschen, die mir sehr nahe stehen, genau die Sprache der Liebe sprechen, die mir vertraut ist. Eine Sprache der Tat - so was ist der Kauf eines Spaßgeschenks, mit dem der Beschenkte etwas anfangen kann - und eine Sprache im richtigen Ton. Da liegt mir eben nicht das Ausschweifend-Romantische, sondern das Knappe und Humorige. Von diesem Mitbringsel bin ich echt gerührt - so sehr, dass ich das hier einfach mal festhalten muss.
Mittwoch, 13. April 2011
Mal wieder eine Buchempfehlung
Ich bin bin ja bei "Christsein heute" so was wie die Rezi-Tante und das nun schon fast ein Jahr. Das bedeutet, ich stelle jeden Monat vier Neuerscheinungen vom christlichen Büchermarkt vor. (Plus einen Roman meiner Wahl - meistens nicht vom christlichen Büchermarkt. :-) )
Da ist es kein Wunder, dass ich bei frommen Büchern manchmal seufze: "Es gibt nix wirklich Neues unter der Sonne." Bei diesem Werk war das anders:
„Wütende Gespräche mit Gott“ (Susan E. Isaacs, Brunnen Gießen)
Ich dachte, aus christlichen Verlagen könnte mich nichts mehr überraschen. Dann fing ich an diese Autobiografie zu lesen und legte sie nicht mehr aus der Hand. Sie ist großartig erzählt – man merkt, dass die Autorin Erfahrung im Schreiben von Drehbüchern hat. Ihre Geschichte hat mich berührt. Ich habe gelacht und geweint. Ich musste auch die Abrechnung mit Gemeinde aushalten, die Anklagen gegen Gott. Die Antworten Gottes, die Susan gehört hat, kommen überhaupt nicht platt daher. Sie sind herausfordernd und liebevoll. Ich habe den Hype um „Die Hütte“ nie nachvollziehen können. Ich finde, dass diese „Gespräche“ zwischen Gott und Susan es viel mehr verdienen, ein Bestseller zu werden.
Montag, 4. April 2011
Ich glaub' mich knutscht ein Elch...
Ich hatte mal wieder einen hysterischen Anfall bekommen, so ganz unbeobachtet in meinem kleinen Fiat. Samstagmorgen kurz nach Neun wollte ich in HH Schnelsen auf die A7. Spätestens um 10.15 sollte ich in der FeG Rotenburg/Wümme sein, um dort meinen zweitägigen Dienst anzutreten. Mit einem Vortrag zum Frauentag gegen 11.00 würde mein Part losgehen.
Ich bog also auf die Auffahrt ein und sah: Stau und Schrittverkehr. Ich konnte zu dem Zeitpunkt nicht wissen, dass das einer Vollsperrung wegen Bauarbeiten zu verdanken war und sich ab AS Stellingen in Wohlgefallen auflösen würde. Ich dachte bloß: WAS? Der Elbtunnel selbst am Samstagmorgen ohne Ferien dicht? Ich komme niemals pünktlich!
In meiner Panik habe ich den Lastwagen auf der rechten Autobahnspur missverstanden. Ich dachte, der bremst, um mich rein zu lassen. Tatsächlich hatte er mich gar nicht gesehen, sondern bloß wegen des Staus abgebremst. Da ich trotzdem alles tat, um auf die Autobahn zu kommen, hat der LKW mich dann sehr unsanft hinten links geküsst.
Wir parkten auf dem Standstreifen und haben uns nett unterhalten, bis die Polizei gekommen ist. Die hat mir gesagt, dass ich Schuld bin. Der fließende Verkeht hat halt immer Recht. Und ich muss 35 Euro zahlen, weil die Polizei überhaupt gekommen ist. Aber immerhin gibt es keine Punkte in Flensburg.
Mein Punto ist nicht mehr hübsch, aber weiter fahrtüchtig. Um 10.50 kam ich gerade rechtzeitig in Rotenburg an, um meinen Vortrag zu halten. Nachmittags hatte ich dann echt Spaß daran, mit 19 überredeten Teilnehmerinnen einiger meiner Sketche zum Thema "Frauenfallen" auf die Bühne zu bringen. Da kamen lang schlummernde Schauspieltalente zum Vorschein.
Zuschauer und Darsteller haben sich prima amüsiert.
Im ersten Gästegottesdienst der FeG Rotenburg/Wümme habe ich am Sonntag die Predigt gehalten und mal wieder gemerkt: Ich mache das gerne!
Für diese Fähigkeit, Unfälle hinter mir zu lassen und mich ganz auf anstehende Aufgaben konzentrieren zu können, bin ich Gott echt dankbar!
Aufgeschrieben habe ich diese Geschichte als Gegenstück zu den "Bonbons" vom letzten Mal. Ich kenne auch das andere: Saure-Gurken-Stunden. Ich muss aber zugeben: Die große "Knutschgeschichte" habe ich mir selbst eingebrockt.
Interessant, oder? Meine Bonbons verdanke ich Gott - die sauren Gurken mir.
Ich bewundere Menschen, bei denen die "sauren Gurken" unverschuldet kommen und die so was trotzdem aus Gottes Hand nehmen. Liebe Leute - wie kriegt ihr das hin? So wie Hiob zu sagen: "Ich habe das Gute von Gott angenommen - und sollte das Schlechte nicht auch von ihm annehmen?" Große Bewunderung - echt jetzt! Ich habe ja schon Mühe, Gott wegen meines Unfalls nicht mit "hättest du doch" ins Gebet zu nehmen. Nach dem Motto: Hättest du verhindert, dass ich vorher noch tanke...hättest du mich fünf Minuten eher los fahren lassen...usw.
Gott ist tatsächlich nicht verantwortlich für mein Zeit-Miss-Management und meine falschen Entscheidungen. Aber wie kriegt ihr Unglück auf die Reihe, das nun wirklich nicht eure Schuld ist? Über Erklärungen dazu würde ich mich sehr freuen!
Sonntag, 27. März 2011
DANKE, PAPA!
So ein Tag war heute. Ich hatte eine arbeitsintensive Woche hinter mir. Montag bin ich fast 400 Km ins Sauerland gedüst, um das Ausräumen meines Elternhauses in Angriff zu nehmen - eines sehr großen Hauses. Anfang April ist die Übergabe an den Käufer. Bis Donnerstagnachmittag habe ich ordentlich ran geklotzt und musste dann erstmal zurück - weil ich für Samstag ein Frauenfrühstück in Pinneberg zugesagt hatte.
Ich dachte, ich müsste Dienstag die Tour wiederholen. Muss ich aber nicht! Mein Bruder hat gestern und heute den Rest geschafft!
Weil ich das nicht wissen konnte, hatte ich für heute Abend eine Theaterkarte, um mir meine Pause zu versüßen. Im St. Pauli-Theater gibt es "Anatevka" und mein lieber Bekannter Torsten Hammann spielt den Fleischer. Da mein Mann noch bis morgen auf einer Herrentour ist, dachte ich, ich probiere mal aus, alleine ins Theater zu gehen.
Am Nachmittag habe ich mich mit Torsten auf der Reeperbahn fürn Käffchen getroffen. Das hat schon was, mit einem der Darsteller vor der Vorstellung zu plaudern! Zumal der Torsten ein echt Netter ist.
Bis zur Vorstellung um 19.00 hatte ich dann noch die Gelegenheit, unter strahlend blauem Himmel am Hafen entlang zu bummeln.
Und das Musikal selbst ist einfach großartig! Die Geschichte berührt. Der jüdische Witz bringt zum Lachen, die Bedrohung der Dorfbewohner durch antijüdische Hetze ist beklemmend, die Geschichte eines Vaters, der sich zwischen Tradition und dem Glück seiner Töchter entscheiden muss, geht zu Herzen. Ich musste einige Male weinen.
Es macht mich glücklich, wenn gute Geschichten gut erzählt und inszeniert werden. Im St. Pauli Theater war das bisher immer so. Und alleine ins Theater zu gehen, hat mir mal gut gefallen. Nochmal: Danke Papa für diesen besonderen Tag einfach so zwischendurch!
Freitag, 25. März 2011
Hofnarren-Geplauder: Gästegottesdienst
Je nach vorhandenen Kapazitäten findet er vor Ort so zwei- bis sechsmal im Jahr statt: Der Gottesdienst für „Gemeindefremde“ oder „Kirchendistanzierte“. So heißt er natürlich nur intern. Nach außen präsentiert er sich als „Besonderer Gottesdienst“, „Herzlich Willkommen“ oder „Gottesdienst für Aufgeweckte“. Varianten der letzten kreativen Wortschöpfung bieten sich vor allem an, wenn die Anfangszeit ausnahmsweise zum Wohl der erwarteten Gäste auf eine morgenmuffelfreundliche Zeit verschoben wird. Gerne genommen wird 11.00, was Sinn macht, da zu diesen Gelegenheiten häufig im Anschluss ein gemeinsames Mittagessen angeboten wird.
Beide Besonderheiten erfreuen einen Teil der Gemeinde sehr. Weshalb zu diesen Gästegottesdiensten manches verschollen geglaubte Gemeindeglied regelmäßig gesichtet werden kann. Der andere Teil der Gemeinde bleibt zu diesen Events genauso regelmäßig zu Hause. Der sagt sich: „Was soll ich da? Ich bin ja schon fromm.“
Den Verweigerern entgeht das beeindruckende Ergebnis schweißtreibender Vorbereitungswochen. Extra für diese besonderen Gottesdienste gibt es in den meisten Gemeinden einen eigenen Arbeitskreis. Der besteht aus lauter engagierten frommen Menschen, die sich ausdenken, was nichtfromme Menschen ansprechen könnte. Das geht schon bei der Themenwahl los. Vor einigen Jahren waren die „oder“ Varianten angesagt. „Er war Einer von uns – oder: Der heruntergekommene Gott.“ Sowas passt nur schwer augenfreundlich auf eine Einladung. Heute macht man es wieder kürzer. Zum Glück gibt es Ulrich Wickert, der für das vermeintlich relevante Thema „Wahrheit“ den plakativen und oft bemühten Titel „Der Ehrliche ist der Dumme“ liefert. Da muss der Arbeitskreis nur noch abendfüllend darüber diskutieren, ob hinter „Dumme“ besser ein Punkt, ein ! oder ein ? zu setzen ist.
Weitere Abendsitzungen werden benötigt, um das Rahmenprogramm auszudenken. Was Spaß macht, denn bei Gästegottesdiensten ist irgendwie alles erwünscht, was sonst höchst sparsam dosiert wird. Dazu gehören Theaterszenen, Videoeinspielungen, Popsongs zum Thema und die modernsten geistlichen Lieder. Selbst das Schlagzeug, was sonst in manchen Gemeinden ein Schattendasein in der dunkelsten Bühnenecke fristet, darf lautstark ins Rampenlicht. Irgendwie scheint es undenkbar, dass es nichtfromme Menschen gibt, die soviel Aktion wenig ansprechend finden.
Wir wissen ja auch genau, welchen Predigtstil unsere Gäste schätzen. Die Kanzel ist für sie out, moderiert werden muss vom Bistrotisch. Der Prediger aber sollte gar keine Barriere zum Gottesdienstsaal haben. Er muss möglichst freihändig mit seinem meist rutschenden Headset auf und ab tigern und beim Reden spontan wirken. Am Besten predigt er mit Anschauungsmaterial. Geht es um das Jesuswort „Ich bin der gute Hirte“, dann wären zum Beispiel zwei bis drei verwirrte Schafe auf der Bühne ziemlich optimal. Nur die paar Gäste, die es gewohnt sind, von Berufswegen oder in der Volkshochschule Vortragende mit Manuskripten hinter Stehpulten zu erleben, werden sowas befremdlich finden. Für langjährige Gemeindemitglieder allerdings ist so ein freihändig predigender Tiger wirklich mal was anderes! Nicht für alle, natürlich. Manche von uns finden ihn nur dann nicht lächerlich, wenn er wirklich gut ist – oder authentisch. Und genau das finden auch Gäste sympathisch: Echtheit. Einladend sind wir dann, wenn wir das machen, was zu uns passt. Gäste sollten auch gerne in unsere „normalen“ Gottesdienste kommen. Sonst bleiben sie weg.
Dienstag, 15. März 2011
"Zufall oder Schicksal?"...
"Es ist ein menschliches Bedürfnis, Kausalitäten zu erkennen und Muster zu vermuten."
Ganz aktuell bezieht sich der Artikel unter der Überschrift "Trauer und Trauma" auf den schrecklichen Verkehrsunfall in HH-Eppendorf am Samstag. Ein PKW raste in eine Fußgängergruppe, die ordnungsgemäß an der Ampel wartete. Vier prominente Hamburger sind tot. Viele Menschen fragen geschockt: Warum? Antworten werden gesucht, weil eine große Sehnsucht besteht, das Chaos zu ordnen. Aber es gibt keine überzeugende Antwort.
Genauso wenig können wir die Katastrophe erklären, die das japanische Volk heim gesucht hat. Versucht wird das trotzdem. "Die Japaner leben eben auf einem Pulverfass" oder "Die Japaner sind harmoniebedürftig. Deshalb haben Atomkraftgegner dort nie etwas ausrichten können."
Dahinter steht m.E. Verdrängung und Einrede: Weil es in unserem Land ganz anders ist als in Japan, kann uns so was nicht treffen. Das ist natürlich Augenwischerei. Ein einziger großer Meteorit, der im Herzen Deutschlands aufschlägt oder ein AKW trifft, ließe uns ähnlich leiden wie die Japaner jetzt. Vor Naturgewalten können wir uns nicht schützen.
Auch Christen fühlen sich immer wieder herausgefordert, Erklärungen zu finden. Manche sprechen von "Gericht" oder bemühen die Offenbarung des Johannes. Letztlich ist das ein Versuch, Gott zu verteidigen. Hat Gott das wirklich nötig? Geht es uns nicht vielmehr darum, unseren Glauben an ihn zu rechtfertigen?
Globale und lokale Katastrophen mit tödlichem Ausgang sollten uns vielleicht vor allem daran erinnern wie zerbrechlich unser Leben ist. Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, abends wieder wohlbehalten nach Hause zurück zu kehren. Nüchtern betrachtet ist unser Leben jederzeit von allen Seiten bedroht. Naturkatastrophen, Unfälle, böse Menschen, Krankheiten...
Dieses Wissen kann uns helfen, die Gegenwart dankbar zu genießen und unsere Zeit sinnvoll einzusetzen - gerade auch im Dienst für andere. Die Bibel bringt das auf den Punkt:
"Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden."
Dienstag, 8. März 2011
Ich bin Karneval-Fan...
Ich darf dazu gehören, weil ich ein paar Bücher, Geschichten und viele Artikel veröffentlich habe.
Aber natürlich treffen sich dort vor allem "richtige" Künstler: Musiker, Maler, Bildhauer, Schauspieler, Filmemacher, Designer, Schriftsteller, Architekten...
Was so "himmlisch" an diesen Tagungen ist, kann man kaum vermitteln, an Leute, die nie dabei waren. Für mich das Wichtigste ist die Gemeinschaft. Es gibt dort inzwischen so viele Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind, obwohl (oder weil?) ich sie nur einmal im Jahr sehe. Normalerweise ist die Entfernung zwischen uns groß. Wir kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, viele Schweizer sind sehr kreative Gesellen.
Die Zeit ist randvoll gefüllt mit Begegnung - und Kunst. Die bildenden Künstler gestalten im "Schönblick" Ausstellungen, auf der Bühne gibt es viele Highlights.
Dieses Jahr gehörte ein Latenightkonzert mit Klaus Andre Eickhoff dazu und Improvisationstheater mit Benjamin Stoll. Außerdem lasen zwei Schauspieler ganz hervorragend neue Geschichten von Eckart zur Nieden, Lena Klassen, Christoph Zehendner und Albrecht Gralle. Die Jam Session von Samstagnacht bleibt unvergessen, ebenso das festliche Abendessen. Der Eventkoch Hans-Peter Berger zauberte ein grandioses Menü für 220 RADler.
Der Höhepunkt ist immer der Abschiedsgottesdienst am Montagmorgen. Er wird getragen von großartiger Musik, dem gemeinsamen Gesang mit vielen wunderbaren Stimmen, Pastor Bernd Bierbaum aus Bremen und dem Abendmahl. Wenn dann ganz am Schluss Manfred Siebald mit seiner Gitarre auf der Bühne steht und wir uns sein "Geh unter der Gnade" zusingen, bleibt kaum ein Auge trocken. So möchte ich den Rosenmontag immer wieder erleben.