...so lautet der Artikelauftrag einer Zeitschrift an mich. Hier das, was mir dazu eingefallen ist:
Ein sehr wichtiger Grund für meine Furchtlosigkeit ist, dass es bis zum Altwerden noch lange dauert. Ich bin zwar schon 48, aber wenn ich mich unter meinen Bekannten so umschaue, dann ist man heutzutage selbst mit 70 lange nicht alt. Meine Lieblingsnachbarin ist 71. Ihr Auto steht fast nie in ihrer Einfahrt, weil sie einen riesigen Freundeskreis hat und dauernd unterwegs ist. Ein Freund ist Jahrgang 1938 und verbringt liebend gerne eiskalte Vollmondnächte auf dem Hochsitz in seinem Jagdgebiet. Ein Ehepaar aus der Gemeinde, im Alter meiner Eltern, war im letzten Spätsommer mit dem Transsibirien-Express unterwegs. Weil sie Abenteurer und keine Luxusreisenden sind, hatten sie ein Vierbett-Abteil gebucht. Eine Woche lang mit Unbekannten die Nächte verbringen? Das klingt mehr nach 17 als nach 70! Und wenn ich mir Gerhardt Schnitter auf seinem neuesten Buchcover angucke, dann kann ich nur sagen: Mit 70 ist es möglich, ausgesprochen jung und gut auszusehen!
Sicher – es gibt Menschen, die werden in diesem Alter von Gebrechen und Krankheiten geplagt. Aber solche Übel machen auch vor jungen Menschen nicht halt. Deshalb verknüpfe ich den Gedanken ans Altwerden nicht automatisch mit körperlichem Verfall. Das wäre genauso dumm wie ständig darüber nachzudenken, dass mein aktives Leben schon morgen durch einen schweren Autounfall zu Ende sein könnte. Es bringt überhaupt nichts, schwere Gedanken an ungelegte Eier zu verschwenden!
Stattdessen konzentriere ich mich lieber darauf, jeden einzelnen Tag zu leben und unterwegs eben auch älter zu werden. Wenn Gott Gnade schenkt, dann lerne ich die Vorteile des Alters Stück für Stück zu genießen. Schon jetzt erlebe ich wie cool das ist, wenn erwachsene Kinder mal drüber nachdenken wie sie MIR eine Freude machen können. Wie genial wird das erst sein, wenn sie die komplette Planung für meinen 75. Geburtstag übernehmen und ich einfach nur Hof halten und meine Gäste unterhalten darf! Wie genial ist das überhaupt, Verantwortung in jüngere Hände abgeben zu dürfen - auch in der Gemeinde?
Derzeit gehöre ich zur Generation „Sandwich“. Unsere Kinder sind „junge Erwachsene“ und brauchen noch viel Unterstützung auf ihrem Weg in ein völlig eigenständiges Leben. Unsere Eltern sind alt – und wir übernehmen mehr und mehr ihre frühere Rolle als Verantwortliche. In der Gemeinde sind die „Sandwiches“ genauso gefragt – als Leiter und Vorbilder. Manchmal kann das – bei aller Freude - ganz schön anstrengend sein!
Deshalb freue ich mich auf die Zeit, wo die Aufgabe meiner Generation erfüllt ist. Wo es dran ist, unsere Kinder ans Ruder zu lassen. Angst habe ich nur davor, dass ich das zur gegebenen Zeit nicht schaffe, weil ich meine Wichtigkeit krampfhaft festhalten will. Deshalb umgebe ich mich heute schon mit Freunden, die über 80 sind und mir zeigen wie das geht: Gelassen los lassen. Diese Freunde sind meine Vorbilder beim Altwerden. Sie erzählen mir gerne von ihren Erfahrungen. Sie sind weise und überlassen mir die Entscheidungen. Weil sie darauf vertrauen, dass Gott mit mir arbeitet so wie er mit ihnen gearbeitet hat.
Wenn ich mit Gottes Hilfe auch so ein wunderbarer alter Mensch werden kann – warum sollte ich dann Angst davor haben, alt zu werden?
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