Keine Ahnung, ob diese Dienstbezeichnung überhaupt in jeder Gemeinde verstanden wird. Manchmal heißen die Ausführenden auch „Moderator“, „Liturg“ oder einfach nur „Rahmenmensch“. Die Diener in diesem Amt dürfen weiblich sein, dann muss man ein „in“ hinten dran hängen. Manche meinen, die Aufgabe der Gottesdienstleitung wäre es, bis zur Predigt ein möglichst unterhaltsames Programm zu gestalten. Andere denken, es ginge darum, einen imaginären roten Faden zu knüpfen, der in der Predigt sein Ziel hat. Wieder Andere sind überzeugt, es müsste vor allem für eine freundliche, einladende Atmosphäre gesorgt werden. Tatsächlich möchten die Berufenen in diesem Amt nur ihren Teil dazu beitragen, dass die Gemeinde Gott begegnen kann.
Auf dem Weg zum Ziel lauern viele Tücken. Eine davon ist das Mikro. Aus irgendeinem Grund sind Gottesdienstleiter häufig von dem Wahn befallen, da wäre kein Saft drauf. Weshalb sie die Gemeinde ab und an zu Beginn eines Gottesdienstes heftig erschrecken. Nämlich dann, wenn sie energisch mit dem Knöchel ihres Zeigefingers auf den sehr wohl funktionierenden Tonträger pochen. Oder wenn sie kräftig zweimal hintereinander in denselben hinein pusten.
Man kann auch in Headsetmikros hinein pusten! Zusätzlich hat diese moderne Erfindung den Nachteil, von den meisten Ohren in nicht vorhersehbaren Abständen hinunter zu rutschen. Und sie verleitet zum Schielen, weil ständig ein Fremdkörper dicht vorm Blickfeld in Mund-Höhe herum hängt.
Aber es gibt wahrlich schlimmere Stolpersteine! Dazu gehören die Informationen. In der Vorbereitung war man bemüht, diese nicht langweilig und dennoch komprimiert zu formulieren. Und dann kommen gleich vier Bittsteller um zehn Minuten vor zehn mit herzerweichendem Augenaufschlag und finden es ganz wichtig, auch dieses und jenes noch unbedingt abzukündigen. So was wird am unteren Ende der Beliebtheitsskala nur getoppt, wenn der Gottesdienstleiter während des Vorspiels schon auf dem Sprung zur Kanzel sitzt und eine Stimme von hinten flüstert: „Mach dem Schlagzeuger doch mal schnell den Kragen glatt – der sieht so unordentlich aus!“
Am häufigsten stolpert ein Gottesdienstleiter aber über sich selbst. Die größte Versuchung in diesem Amt ist es, die Chance zu nutzen, um eine Minipredigt zu halten. Nach dem Motto „was ich euch immer schon mal sagen wollte.“ Das kommt meistens nicht gut an. Aber selbst nach liebevoller Vorbereitung in intensiven Gesprächen mit Gott kommt nicht immer alles gut an! Da ist die Jugend dankbar, weil ihre Freizeit mit Engagement und Leidenschaft abgekündigt wurde. Aber mindestens drei „Denglisch“-Gegner nölen hinterher daran herum. Vom gesamten Vormittag haben sie nur die Worte „Flyer“ und „Handout“ behalten. Oder für einen Abendmahlgottesdienst wurden mit Mühe die passenden Bibellesungen ausgesucht. Hinterher hört man: „Warum musste es die Lutherübersetzung sein? Bei der „Gute Nachricht“ hätten alle was verstanden.“
Gottesdienstleiter zu sein, ist „ein schönes Amt“. Man merkt es bloß nicht immer.
4 Kommentare:
Hier spricht eine Geprüfte.
Warum allerdings das "Headsetmikro
von den meisten Ohren in nicht vorhersehbaren Abständen hinunter rutscht" ist befremdend. Was hat denn ein Mikro auf den Ohren zu suchen?
Ein "Headsetmikro" ist das Mikro, das an einem "Headset" dran ist.
Dieses Headset heißt so, weil es am Kopf sitzt.
Und was hat Gott sich erdacht, damit Menschen z.B. Brillen an ihren Köpfen befestigen können?
Genau! Ohren!
Über das Headset wird das Headsetmikro mit Bügeln an diese gehängt. Diese Bügel sind es die rutschen - und damit auch das Mikro.
Alles klar?
Im Paradies gab es noch keine Brillen und erst recht keine Microfone. Aber ich kann mir deine Antwort schon denken: "Da siehst du mal wie Gott die Menschen so ausgeklügelt und zukunftssicher geschaffen hat".
SO hätte ich es nicht formuliert. Aber die Richtung stimmt.
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