Mittwoch, 5. Januar 2011

Heiliger Zorn...

...gibt es so was? Für Christen?
Die Bibel warnt sehr häufig vor Zorn. Müssen wir ihn deshalb grundsätzlich vermeiden?
Zwei Bibelstellen machen mich nachdenklich.
In Markus 3,5 heißt es von Jesus: "Da sah er sie ZORNIG der Reihe nach an. Zugleich war er traurig, weil sie so engstirnig und hartherzig waren." Könnte "heiliger Zorn" mit tiefem Kummer zusammen gehören?
In 1. Samuel 11, 6 steht: "Als Saul das hörte, nahm der Geist Gottes von ihm Besitz und es packte ihn ein glühender Zorn." Wow! Das liest sich tatsächlich nach gottgewolltem Zorn. Allerdings war gerade Saul ein Mann, der auch oft zornig wurde, wenn Gott das nicht wollte.
Woher weiß ein Mensch, ob und wann sein Zorn heilig oder unheilig ist?

Ich halte mich für einen eher friedlichen Menschen. Klar kann ich spontan wütend sein - das legt sich aber meistens schnell. Und ich sage nicht oft etwas, das mir später leid tut. Dazu bin ich zu beherrscht. (Was jetzt auch nicht unbedingt was Positives ist. Wenn es ganz schlimm läuft, ist es einfach bloß nicht aufrichtig.)
Aber es gibt zwei Aufreger, die mich dauerzornig machen.
Der Eine ist die Behauptung mancher Christen, Gott wolle, dass Niemand - vor allem keines seiner Kinder - krank sei. So was ist ein Schlag ins Gesicht aller, die tapfer Gott preisen, obwohl sie chronisch krank oder gebrechlich sind. Ein prominentes Beispiel dafür ist Joni. Wieviel Menschen hat sie für Jesus gewonnen, wieviel tätige Liebe praktiziert, obwohl - oder vielleicht sogar weil - sie im Rollstuhl sitzt? Sie und viele andere Christen sind ein Beweis für die Pauluserkenntnis: "Gott ist gerade in den Schwachen mächtig". Wie kommen manche Frommen dazu zu behaupten, Gott wolle alle stark, also gesund, machen? Das war noch nicht mal zu biblischen Zeiten der Fall. Diese Ignoranz macht mich richtig sauer.

Mein zweiter Aufreger sind arrogante Christen. Die Gründe für so was sind vielfältig. Manche bilden sich was auf ihr Geld ein, andere etwas auf ihre Intelligenz und wieder andere sind verliebt in ihre Fähigkeiten. In die letzte Falle tappen oft Künstler, gerade auch solche, die auf der Bühne stehen. Bei so manchem bewegenden christlichen Konzert oder Theaterevent trifft man vor und nach der Vorstellung auf ätzende Diven.
Auch geistliche Führungspersönlichkeiten können Allüren haben. Was man vor allem daran merkt, dass sie mit "Normalos" nicht sprechen, höchstens ganz von oben herab. Das Publikum oder die Zuhörer dürfen Beifall klatschen und bewundern - aber sollen sonst bitte auf Distanz bleiben.
Wenn ich so was mitbekomme, ist mir echt zum Kotzen.
Aber ob das nun ein heiliger Zorn ist? Und falls ja - müsste ich dann nicht anprangern, mindestens konfrontieren? Und wie passt das dann mit dem Aufruf zusammen, Frieden zu stiften? Oder gar zu lieben?

Ich bin sehr dankbar, dass ich kein Prophet bin! Gerade die im Alten Testament hatten ja genau diese Aufgabe: Anprangern und Konfrontieren. Lieb gehabt wurden die nicht.
Hm - wie mache ich das bloß, einfach nicht mehr zornig zu sein?

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