Seit gestern bin ich zurück von einer wunderschönen Woche auf Norderney.
Wettermäßig hatten meine Freundin und ich eine Sahneschnitte erwischt. Diese Insel kenne ich, seit ich sechs bin, also gute 40 Jahre.
Ich war zwölf, als meine Eltern eine FeWo dort erwarben und fühle mich dort mehr zu Hause als in meinem Geburtsort.
Hunderte von Malen werde ich wohl an der katholischen Pfarrkirche St. Ludgerus vorbei gelaufen sein ohne sie groß zu beachten. Sie liegt mitten in der belebten Fußgängerzone, deshalb passiert man sie in jedem Urlaub mehrmals täglich.
Seit 2008 hat das unscheinbare Backsteinkirchlein einen architektonisch interessanten Glasanbau bekommen. Von Innen schaut man nun direkt auf die Kneipen und Restaurants der Friedrichstraße und ist innerhalb der Kirche mitten im Leben. Das gefällt mir schon mal so als gelungenes Symbol.
Auch der Kirchenraum ist großartig neu gestaltet - freundlich, modern, ohne Firlefanz, wohltuend fürs Auge.
Es tut gut, für einige Zeit dort zu verweilen und zu beten. Seit mein Papa im Oktober 2009 gestorben ist, zünde ich jedes Mal, wenn ich auf der Insel bin, in St. Ludgerus eine Kerze für ihn an. Die brennt dann vor einer der großen Scheiben, ganz nah am lebhaften Menschenstrom.
Als "geborene" Freikirchlerin habe ich mit den Opferkerzen eigentlich nichts am Hut. Ich merke aber, dass sich hier für mich ein persönliches Ritual entwickelt. Mein Papa hat Norderney genauso geliebt wie ich. Wir gingen dort gerne mal zusammen in eine Kneipe, mochten Beide dort in Restaurants gut Fisch essen.
Ich denke, es wird ihn freuen, dass ich im Herzen des Inselstädtchens einen festen Ort habe, an dem ich besonders an ihn denke.
Vielleicht werde ich in Zukunft in jeder Kirche für ihn eine Kerze anzünden. Zu seinem Grab komme ich nicht oft - es ist 400 Km von Quickborn entfernt. Ich glaube ja sowieso nicht, dass mein Papa dort zu finden ist. Aber es wäre schon nett, öfter Blumen dort hin bringen zu können.
Meine "Blumen" werden jetzt wohl die Opferkerzen werden, die ich früher bei Kirchenbesuchen meist übersehen habe.
Schon verrückt, wie plötzlich etwas Bedeutung im Leben gewinnt, nur weil sich eine persönliche Geschichte dazu entwickelt hat.
Mittwoch, 30. Juni 2010
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1 Kommentar:
Schön, dieser Post über Norderney mit deinen Erinnerungen und Gedanken.
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