...was ich sehr schade finde.
Besonders im frühen Mittelalter waren sie von den Königshöfen nicht wegzudenken, selbst bei manchen Päpsten standen Hofnarren in Lohn und Brot.
Ihre putzige Berufskleidung - vor allem die schrillen Narrenkappen wirkten dümmlich - täuschte darüber hinweg, dass man es mit sehr weisen Leuten zu tun hatte. Sie hatten einen scharfen Blick für Mißstände und Charakterschwächen und die Gabe, diese mit Witz, Hintersinn und einem gewissen Charme auf den Punkt zu bringen.
Wenn ein Herrscher auch sonst Niemandem erlaubte, ihm einen Spiegel vorzuhalten - sein Hofnarr durfte das, er hatte eben "Narrenfreiheit".
Das lag auch daran, dass der "Arbeitgeber" wusste: Mein Hofnarr ist kein Rebell. Er will mich nicht stürzen, sondern das System, zu dem er als "Angestellter" ja gehört, verbessern, sogar optimieren.
Ich finde, es ist eine gute Idee, den Beruf des Hofnarren für Kirchen und Gemeinden wieder aufleben zu lassen. Vielleicht könnte man Adrian Plass oder Torsten Hebel gewinnen, einige Kandidaten für diesen Job zu schulen.
Wir Frommen brauchen es ab und zu, mit frechen Spiegeln geschockt zu werden.
Im Moment fällt mir besonders häufig auf, dass wir Christen oft genau wie viele andere Menschen sehr darauf erpicht sind, mit unseren Bekanntschaften anzugeben. Das fängt in der Gemeinde an. Wer bei "Pastors" mal privat eingeladen ist, fühlt sich gebauchpinselt und aufgewertet. "Dr. Sowieso" oder "Unternehmer XY" sind ebenfalls Gemeindeleute, zu denen man gerne näheren Kontakt hat.
Auch über die Gemeinde hinaus ist es schick, zu einer gewissen frommen Elite zu gehören. Und es gibt christliche Veranstaltungen, die man nur mit persönlicher Einladung besuchen darf.
Hallo? Wie weit ist so was weg von unseren Wurzeln? Wie weit weg von Jesus, der sein Reich nicht mit einer Elitetruppe anfing zu bauen, sondern mit einem Haufen einfacher Jungs (und Mädels wohl auch)?
Ja - ich glaube, Hofnarren wären in unseren Gemeinden nicht arbeitlos...
Sonntag, 19. September 2010
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4 Kommentare:
ud wie sollten diese Narren sich äußern? Wohl kaum noch mit Narrenkappen. Vielleicht in blogs?
Gute Idee!
Oder wie wärs in Predigten?
ja, es gibt tatsächlich Clowns auf der Kanzel....
Ja, liebe Marlis, Clowns auf der Kanzel gibt es auch. Wie immer man die finden mag - "Clowns" sind nicht das Gleiche wie Hofnarren. Clowns wollen einfach nur erheitern. Was ja vielleicht für ne Predigt ein bisschen dünn ist. :-)
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