Montag, 12. April 2010

"Der Psalmenstreit"...

...heißt ein Roman von Maarten t'Hart. Die Geschichte spielt im Holland des 18. Jahrhunderts.
Die frommen Bewohner eines kleinen Städtchens schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein. Sie können sich nicht einigen, ob die "lange" oder die "kurze" Singweise von Psalmen die gottgewollte ist.
Sowas kennen moderne Christen natürlich nicht. Na ja - zumindest gehen wir nicht mehr mit Harken und Schaufeln aufeinander los. Bisweilen aber wird schon innerhalb einer Ortsgemeinde heftig mit dem Schwert der Heiligen Schrift über "Gottgewolltes" gestritten.
Da geht es dann zum Beispiel um die wichtige Frage der Positionierung des Kreuzes im Gottesdienstsaal. Wer es in die Mitte der Kopfwand rücken möchte, belegt das mit der Bibel. Schließlich ist das Kreuz das Zentrum des Glaubens!
Andere verweisen auf die eindeutige Schriftstelle "Wir predigen Christus als gekreuzigt" und wissen, dass der gottwollte Platz des Kreuzes hinter der Kanzel ist.
Ähnliche Streitgespräche lassen sich führen über die rechte Bibelübersetzung für Lesungen im Gottesdienst, das korrekte Outfit für Laienprediger oder über die Frage, ob es nicht an der Zeit sei, "ungesäuertes Brot" fürs Abendmahl einzuführen.
Und bei der Frage nach der "geistlichen" Musik und den "geistlichen" Liedtexten, da geht es manchmal so richtig heiß her.

Beim Lesen des "Psalmenstreit" mag man nicht glauben, dass Christen früher wirklich Zeit und Energie für so eine Lapalie wie die Länge eines Liedes verschwendet haben.
Der Leser ahnt, dass Gott mit beiden Singweisen kein Problem hat. Ich würde gerne mal wissen, was Christen in 250 Jahren über unsere heutigen "Psalmenstreitigkeiten" so denken werden.
Und ob auch wir manchmal Zeit und Energie verschwenden für Fragen, die für Gott völlig unwichtig sind.

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