Samstag, 25. Juni 2016

Schlagzeilen und Menschen

"Im Kaifu-Bad in Eimsbüttel hat sich am Mittwochnachmittag ein schwerer Badeunfall ereignet.Ein kleines Mädchen (6) drohte aus bisher unbekannter Ursache zu ertrinken und musste von den Rettern noch vor Ort reanimiert werden. Der schwere Unfall ereignete sich gegen etwa 17 Uhr. Die Kleine war im Becken abgesunken und wurde aus dem Wasser gezogen. Die alarmierten Rettungskräfte reanimierten das Mädchen. Glücklicherweise erlangte das Kind noch vor Ort das Bewusstsein zurück und kam anschließend unter notärztlicher Begleitung ins UKE. Lebensgefahr besteht nicht. Wie genau es zu dem Unfall kommen konnte, muss jetzt geklärt werden."
So las man am Mittwoch in der "MoPo". Eine Notiz, die für Unbeteiligte untergeht inmitten der Fülle von Nachrichtenmeldungen jeden Tag.
Jetzt weiß ich: Die "Kleine" ist die geliebte Enkelin von guten "alten" Bekannten. Wir haben vor Jahren schon den 60. Geburtstag der Großeltern mitgefeiert. Und plötzlich bekommt so eine "Randnotiz" ein vertrautes Gesicht. Wir freuen uns mit den Eltern und Großeltern, dass alles gut ausgegangen ist. Aber die Erschütterung der Familie ist ja passiert. Alpträume werden erst mal bleiben.
Hinter jeder knappen Schlagzeile über Unfall-, Kriegs- oder Mordopfer stehen persönliche Geschichten und Beziehungen. Keine dieser Nachrichten ist einfach nur eine Meldung. Leidende und trauernde, auf jeden Fall erschütterte Menschen gehören zu diesen sachlichen Notizen. 
Mitleiden statt Gewöhnung: Ist das überhaupt möglich - außer in Einzelfällen? Wünschenswert ist echtes Mitleiden auf jeden Fall. Aber bei der Fülle von schlechten Nachrichten über menschliches Leid: Lässt sich das durchhalten ohne dran kaputt zu gehen? Ist Gewöhnung auch ein Selbsterhaltung-Schutz? Vermutlich ja - trotzdem kommt mir das unmenschlich vor.      


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