Mittwoch, 23. März 2016

Fünf Brote und zwei Fische

Fromme Leser kennen vermutlich den Druck: Wie soll ich als Christ im Alltag positive Impulse geben? Ich habe keine Stimme, ich habe keine Bedeutung, ich habe meine Fehler, ich habe meine Sünden...SO kann ich doch nix bewirken!
Das Geheimnis ist: ICH muss auch nix bewirken! Es geht darum, das Wenige, was ich zu bringen habe, vertrauensvoll und ehrlich zu geben. Gott ist der, welcher Wunder wirkt, nicht ich. ER kann aus Wasser Wein machen, ER kann mit fünf Broten und zwei Fischen 5000 Menschen satt machen.
Wie entspannend ist das denn! Jesus ist für die Wirkung zuständig, nicht ich. Und: ER ist auch für das "wann" der Wirkung zuständig.
Ein Beispiel aus meinem Alltag: Vor ca. zwei Jahren habe ich beschlossen, einen Teil meiner freien Zeit nicht meiner Gemeinde ehrenamtlich zur Verfügung zu stellen, sondern der Stadt. Seither arbeite ich für die örtliche "Tafel". Jeden Dienstag entlade ich die Sprinter von der Ware, baue die Lebensmittel im "Verkaufsraum" auf und bediene anschließend die "Kunden". Das alles natürlich im Team. In den ersten Monaten ergab sich keine Chance, mich bei den Kolleginnen als Christ zu outen. Ok - ich hätte mich natürlich in der ein oder anderen Pause auf einen Stuhl stellen und predigen können. Aber so was entspricht nicht meiner Natur.
Ich habe einfach fröhlich meinen Dienst gemacht, "small getalked", interessiert zugehört. Nach einem guten halben Jahr dann zum ersten Mal die Frage: "Wieso kennst du einige von den Flüchtlingen so gut?" Das war dann die Chance, von meiner Freikirche zu erzählen, die eine gute Flüchtlingsarbeit macht, wo ich auch mitarbeite.
Noch mal vier Monate später dann das erste vertrauliche Gespräch mit einer Kollegin, die persönliche Probleme hat.
Und gestern sagt eine andere Kollegin zu mir: "Du gibst hier jeden Dienstag so viel Liebe - deshalb bekommst du die von uns auch zurück." Wow! Ich habe keine Ahnung, woran sie das festgemacht hat. Ich bin weder der Umarmungstyp, noch eine Frau, die von liebevollen Worten übersprudelt. Ich sehe mich eher als nüchtern, manchmal entfährt mir gar eine ironische Spitze. Und trotzdem scheint rüber zu kommen, dass ich Kolleginnen und Kunden mag, die mir bei der Tafel begegnen. Das ist eben das Geheimnis der "Brotvermehrung". Gott kann Menschen "satt" machen mit dem winzigen, unvollkommenen Bisschen, das ich ehrlich in mir habe.
Das mal so als Ermutigung für alle, die meinen, sie wären nicht genug. Gib, was du du kannst - für die Fülle sorgt Gott.

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