Sonntag, 18. März 2012

Wem Gott will rechte Gunst erweisen...

...den schickt er auf die Reeperbahn!
Ok - aus dieser Aussage will ich natürlich keine allgemeingültige Lehre machen. :-)
Aber bei mir war das am Freitag so. Ungefähr 14 Tage bevor ich wusste, was derzeit mit Mama auf mich zukommen würde, haben der Gatte und ich spontan zwei Karten fürs St. Pauli Theater erstanden. Auf dem Plan stand "Tod eines Handlungsreisenden" von Arthur Miller. Und wir hatten Freitag einen total genialen Abend!
Nicht nur, dass wir großartige Schauspieler erlebt haben - allen voran den wunderbaren Burghart Klaußner. Der hatte uns schon in dem ausgezeichneten Film "Das weiße Band" schwer beeindruckt. Die anderen Hauptdarsteller - wie Margarita Broich - waren auch erste Sahne.
Das Stück selbst ist große Klasse! Die Uraufführung war 1949 - und noch immer ist es hochaktuell. Der Zuschauer trifft auf den Vertreter Willy Loman, als der über 60 ist, dazu erschöpft und verschuldet. Obwohl ihm dann auch noch gekündigt wird, versucht er verzweifelt, den Schein seiner Existenz aufrechtzuerhalten. Gegenüber seiner Frau und den beiden erwachsenen Söhnen tut er so, als wäre er noch immer ein tüchtiger und beliebter Verkäufer. Am Ende sieht er nur einen Ausweg, um seine Familie vor dem endgültigen Niedergang zu retten...
Faszinierend ist wie Rückblicke, Erinnerungen und Wunschvorstellungen auf der Bühne dargestellt werden. Immer wieder steigen die Darsteller aus der "Gegenwart" aus und spielen Szenen aus früheren Jahren. Manchmal zeigt sich dieser Zeitenwechsel einfach an den unterschiedlichen Kostümen, welche die Darsteller plötzlich "jünger" machen. Das Bühnenbild ist einfach, aber mit wenigen Handgriffen stimmig verwandelbar.
Bei dieser wunderbaren Inszenierung sind eben alle Komponenten, die ein gutes Theaterstück ausmachen, auf hohem Niveau. Das war echt Theater vom Feinsten!

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