Also – dieser Begriff ist jetzt nicht gemeindepolitisch korrekt, sondern eine Erfindung. Er beschreibt jene Gemeindedienste, die in der Regel im Verborgenen geschehen und zu denen man nicht mehr braucht als gesunde Hände und Füße - und einen willigen Geist. Putzen gehört dazu, Tee- und Küchendienst oder die Gartenarbeit.
Jedes gesunde Gemeindeglied ohne Kleinstkinder oder Pflegefälle in der Familie könnte so einen Marthadienst also ab und an leisten. Wenn das nicht so ist, ergibt sich schon die erste Herausforderung für alle, die solche Arbeiten übernehmen. Wer da nicht geistlich sehr reif und gelassen ist, fühlt sich dann schon mal ausgenutzt, ähnlich wie Martha zu ihrer Zeit. Vor allem, wenn die ehrliche Wertschätzung für diese Dienste auch noch ausbleibt. Dabei gehören doch gepflegte Grundstücke, freundliche Gemeindehäuser und nette Bewirtung zu den Pfunden, mit denen wir als Gemeinden bei unseren Gästen punkten können.
Und Gott sei Dank gibt es überall Geschwister, die diese Dienste fröhlich und gerne tun. Vorbildlich voran gehen da oft unsere rüstigen Rentner – gerade auch bei der Gartenarbeit. Da ist es allerdings enorm hilfreich, wenn die Gärtner ein Team bilden. Sonst kommt es dazu, dass der Eine pflanzt und der Andere wieder ausrupft. Was dann negative Auswirkungen auf die gesamte Gemeindeatmosphäre haben kann.
Männliche rüstige Rentner sind auch eine willkommene Bereicherung im sonst eher einseitig weiblich besetzten Küchenteam. Interessanterweise verschlägt es häufig jene fitten älteren Herren in die Gemeindeküche, die gerne schäkern und Witze erzählen. Die zeichnen sich zwar manchmal nicht durch außerordentlichen Fleiß aus, machen aber so gute Stimmung, dass allen anderen die Arbeit flotter von der Hand geht. Charmante Kavaliere der wunderbaren alten Schule halt! Man sollte aber darauf achten, möglichst immer nur einen dieser Entertainer am Herd dabei zu haben. Zwei Komiker auf einmal können anstrengend sein.
Putzen ist auch anstrengend. Gesegnet ist die Gemeinde, die da eine begabte Orga hat! Jemand, der die Pläne erstellt, genau die Aufgaben beschreibt, für Nachschub an Putzmitteln sorgt und alle nötigen Utensilien in Ordnung hält. Wenn alles gut geregelt ist, ist hier ein idealer Aufgabenbereich für Einzelgänger. Die wissen dann zum Beispiel, dass sie alle sechs Wochen mit Kloputzen dran sind und können sich innerhalb dieses Rahmens ihre Zeit frei einteilen. Dann bleibt nur noch die Falle des Unbeobachtetseins: Wenn ich vertrauensvoll davon ausgehe, dass mein Vorgänger gut geputzt hat und mein Nachfolger gut putzen wird, dann besteht unter Zeitdruck die Gefahr des Drüberhuschens…
Trotz aller ungelobten Arbeit, trotz aller Herausforderungen und Fallen werden „Martha-Dienste“ in Treue ausgeübt. Gesund sind Gemeinden dann, wenn diese praktischen Arbeiten auf vielen Schultern verteilt sind. Solchen Gemeinden kann auch Großes anvertraut werden. Der französische Komiker Jacques Tati drückte diesen Zusammenhang so aus: „Wer sich zu wichtig für kleine Arbeiten hält, ist oft zu klein für wichtige Arbeiten.“
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