In frommen Kreisen hält sich hartnäckig das Gerücht, wir wären von Aliens unterwandert – von Außerirdischen also. Das liegt daran, dass der liebenswerte Bruder X und die wunderbare Schwester Y zu völlig fremdartigen Wesen mutieren, wenn sie ihres Amtes walten. Richtig! Es geht um die Techniker.
In der Regel hocken sie abgeschottet in ihrem eigenen Bereich. Manchmal ist es die Empore, manchmal ein eigens gezimmerter Verschlag am Rande des Gottesdienstsaals. Die Beleuchtung in dieser fremden Welt ist diffus, der Arbeitsbereich der andersartigen Wesen wird nur erhellt von winzigen Leselämpchen und dem Flackern der Computerbildschirme. Dieses dunkelbläuliche Flimmern mag mit dazu beitragen, dass die Techniker bei der Arbeit so außerirdisch blass erscheinen.
Die Szenerie erinnert an das Cockpit eines Raumschiffs. Und ähnlich wie seinerzeit Captain Kirk steuert der Obertechniker seine Crew souverän durch die unendlichen Weiten eines Gottesdienstes oder einer Veranstaltung. Souverän jedenfalls dann, wenn es keine Überraschungen gibt.
Beim letzten gemeinsamen Mittagessen kamen die Küchenfeen spontan auf die Idee, die Büffeteröffnung durch ein Gonggeräusch einläuten zu lassen. Da geriet die „Enterprise“ ins Schleudern! Drei blasse Wesen mit monströsen Kopfhörern bewegten sich hektisch im Internet. Am Ende kam dann doch die gute alte Mechanik zum Zuge. Ein beherzter Bruder brüllte vom Treppenabsatz: „Essen fassen!“
Aber selbst von langer Hand Geplantes läuft nicht immer glatt. Das liegt daran, dass auch die Experten die Technik nicht völlig im Griff haben können. Manchmal macht das Biest sich einfach selbstständig – mit Vorliebe über den Beamer. Da stellt sich im Gottesdienst zum Beispiel ein Hauskreis vor. Fotos sollen zur Auflockerung beitragen. „Hier seht ihr Ingrid und Peter“, sagt der Moderator. Aus irgendeinem Grund zeigt sich aber ein späteres Foto. Man wollte auch noch vom letzten Ausflug berichten und siehe da: Bei „Ingrid und Peter“ erscheint ein Bild aus dem Zoo. Grimmig blickt ein Gorillapäärchen überlebensgroß auf die Gemeinde herab.
Sofern sie es in der Hand haben, sind die Techniker aber Perfektionisten. Gerade die Beleuchter laufen zur Höchstform auf, wenn es Theater in der Gemeinde gibt. Da wird professionelles Equipment zusammen geliehen, dass es eine Pracht ist! Das Krippenspiel des Kindergottesdienstes wird durch Technik extrem aufgepeppt. Maria und Josef auf der Herbergssuche kommen endlich mal authentisch rüber, wenn sie sich hustend durch die beißenden Schwaden der Nebelmaschine quälen. Und die Zuschauer in den ersten drei Reihen leiden wirklich richtig mit den Beiden mit!
Der Verkündigungsengel wabert himmlisch in einem zuckenden Spezialblitzlicht und wirkt dabei so furchterregend, dass sich alle Kleinkinder heulend unter die Stühle verkriechen. Da macht das „Fürchtet euch nicht!“ doch wenigstens Sinn!
Nicht immer dient die Technik dazu, die Ehrfurcht zu steigern. Manchmal erdet sie auch heilige Atmosphäre. Das kann beim Singen von Adventsliedern passieren. Dann ist die Stimmung vielleicht gerade so richtig andächtig. Und plötzlich bricht Getuschel und Gegrinse sich Bahn. Schuld ist eine Textzeile wie diese an der Wand: „Es HAART die Braut so lange schon…“
3 Kommentare:
Wo bleibt denn der Kommentar der Technik? Das könnt ihr doch so nicht stehen lassen! :-)
dann meldet sich jetzt mal die Technik und weiß jetzt auch nicht was man sagen soll
Ich stelle mir gerade die frage wie wäre es denn mal ein Gottesdienst ganz ohne Technik und sonstigen schnick schnack zu machen kennt das über ob noch jemand und wie würde der Rest einer Gemeinde Reagieren.
Ja - ich kenne das noch. Also Godie ohne Technik. Aber ich bin ja auch schon alt.
Heute will ich nicht mehr ohne - dann könnte ich ja keine liebevolle Glosse drüber schreiben. :-)
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