Donnerstag, 15. August 2013

Freundinnen seit fast 27 Jahren...

...das ist schon was! Vor allem, wenn man bedenkt, dass meine Freundin Rosie und ich seit 20 Jahren viele Kilometer auseinander wohnen. Sie lebt im Raum Nürnberg und ich in Schleswig Holstein.
Ich war 24 Jahre, Mutter einer Einjährigen und schwanger, als es uns 1987 aus NRW nach Franken verschlug. Eigentlich wollte ich da damals gar nicht hin. Rosie war neun Jahre älter, überzeugte Christin und meine Nachbarin "in der Fremde".
Sie hat stark dazu beigetragen, dass ich anfing, mich dort zu Hause zu fühlen. Sie war mir große Schwester, Seelsorgerin, Mentorin - und wurde meine Freundin.
1993 gingen wir - inzwischen eine fünfköpfige Familie -  dann in den Norden. Die Freundschaft zwischen Rosie und mir hat die Entfernung überlebt.
Alle zwei Jahre haben wir uns im Schnitt für ein paar Tage getroffen: in Bayern, in SH oder auf Norderney - je nach dem, was gerade dran war. Anfänglich hatten wir bei diesen Dates noch unsere insgesamt sechs Kinder im Schlepp. Nach und nach wurden die Treffen intimer. :-)
Heute Nachmittag habe ich Rosie zum Bahnhof Hamburg Dammtor gebracht. Seit Montag war sie endlich mal wieder bei mir zu Gast. Wir hatten uns über zwei Jahre nicht gesehen und telefonieren höchstens zweimal im Jahr. Trotzdem war es vom ersten Augenblick unserer Wiederbegegnung an so, als hätten wir gestern noch einen ausführlichen Kaffeeklatsch gehabt:
Da war kein "Fremdeln" oder so. Wir waren uns völlig vertraut.
So etwas ist ein großes Geschenk. Wir haben drei Tage nur geredet. :-) Klar, wir haben auch Ausflüge gemacht. Nach Övelgönne, in die Hafencity und Speicherstadt oder an den entzückenden Barmstedter See. Wir haben auch Fotos geschaut - Rosie hat mittlerweile zum Beispiel schon drei Enkelkinder. Aber vor allem haben wir eben unsere Leben miteinander geteilt und mitgeteilt. Was für ein Geschenk!
Unser nächstes Date ist schon in Planung. Nächstes Jahr fahre ich dann wieder nach Franken. Wir zwei müssen die Zeit unbedingt nutzen, wo es für uns Beide noch einfach ist, mobil zu sein.
Langjährige Frauenfreundschaften kommen noch mal in eine besondere Phase, wenn die Kinder alle erwachsen sind. Was für eine herrliche Freiheit, dass wir uns jetzt bei unseren Treffen nur um uns selbst kümmern müssen!
Und wie schön sind langjährige Freundschaften! Die bedeuten, dass man miteinander wächst, gemeinsam wechselnde Lebensphasen erlebt und - wenn es gut geht - miteinander fröhlich alt wird.  

  

Mittwoch, 7. August 2013

Eigentlich bin ich doch ganz fleißig!

Da staune ich selbst drüber - weil ich doch so gut "chillen" kann. Und weil mein Mann manchmal sagt: "Ach - würdest du die allerletzte, harte Meile doch auch noch gehen!"
Ja - ich bin bequem. Trotzdem kommt dabei ab und an was raus. In diesem Herbst zum Beispiel fünf Anthologien, in denen auch jeweils eine Geschichte von mir zu finden ist. Zwei davon sind frisch auf dem Markt:

"Als Malchus sein Ohr verlor". Meine Geschichte heißt "Die abgelegte Frau".
"Geschichten zur Weihnachtszeit". Dort heißt mein Beitrag "Auch Mütter können irren". Beide Bücher sind im Brunnen-Verlag erschienen.

Demnächst kommen noch drei solcher Bücher raus. Korrektur habe ich schon gelesen. Besonders spannend ist das Projekt "Du.Sollst. Nicht .Morden". Es geht um Krimigeschichten in der Bibel, übertragen auf unsere Zeit. Meine Geschichte heißt "Rufmord im Paradies". Und dann kommt noch die "Winterwundernacht" mit Geschichten für Kinder und die "Weihnachtswundernacht" mit Geschichten für Erwachsene.

Es macht mir großen Spaß für solche Projekte eine passende Geschichte fürs Gesamtkunstwerk zu erfinden. Mir hilft es beim Schreiben, wenn ich eine Zielvorgabe habe. Und fürs Geschichtenerfinden ist die Gabe des "Chillens" gar nicht so verkehrt. Mit Zitronenlimonade auffem Liegestuhl im Schatten unterm Baum kommen schon mal ganz gute Ideen. :-)

Es gibt eine neue Anfrage - für einen Beitrag zu Geschichten über Luther. Morgen liege ich wieder unter meinem Baum. :-)

  

Mittwoch, 31. Juli 2013

Versuch einer kleinen Hymne...

...auf das Leben im nördlichen Europa.
(aber ganz ohne Reim. )

Es fühlt sich lebendig an, dort zu leben, wo es den Wechsel von Jahreszeiten gibt.
Das wurde mir heute wieder deutlich: Auf dem tristen Bahnsteig des langweiligen S-Bahnhofs Hamburg-Eidelstedt.
Um von meiner Kleinstadt in Schleswig-Holstein in die große Welt zu reisen, muss ich per Privatbahn in 20 Minuten zum S-Bahn-Anschluss fahren. Weitere 20 Minuten später bin ich dann am Hamburger Hauptbahnhof.
Der war heute mein Endziel - zum Shoppen und zum Besuch im "Eucerinhaus" am Jungfernstieg, zur Körperpflege.
Manchmal ist der Hauptbahnhof auch Ausgangspunkt für meine Reisen in Deutschland. Um ein Frauenfrühstück zu gestalten - oder um meine Tochter im Ruhrgebiet zu besuchen.
Warum auch immer - am S-Bahnhof Eidelstedt habe ich schon gefühlt 1000 Mal gestanden. Im Herbst und Frühjahr mit Turnschuhen, Pullover und umgeschnallter Regenjacke. Im Winter mit Stiefeln, Wollunterhose und Thermojacke. Heute stand ich dort mit Top, im Jeansrock und ohne Strümpfe. Und ich dachte: Wie wunderbar, dass in unseren Breitengraden selbst ein trister Bahnsteig nicht immer gleich ist. Einfach nur, weil sich das Wetter ändert. Die Mitwartenden sind jahreszeitlich bedingt anders drauf. Gefroren wird eher einsam - geschwitzt wird im Kollektiv. Beides hat seinen Reiz - jedenfalls, wenn man gerne Menschen beobachtet. Natürlich ist im Sommer alles irgendwie leichter. Aber so richtig genießen kann das doch nur der, der auch einen deutschen November kennt. Oder?
  

Mittwoch, 24. Juli 2013

Neues wagen

Korrekt heißt es: Aus Liebe zum Alten Neues wagen. Das ist das Unterthema unserer diesjährigen GLAUKO. Die Abkürzung hat nix mit "Glaukom" zu tun, sondern meint die Glaubenskonferenz der Freien evangelischen Gemeinden in Norddeutschland.
Dieses Jahr geht es um Gemeinde-Comeback. An 3 1/2 Tagen gibt es dazu u.a. sieben verschiedene Predigten - auch von Peter Strauch.
Anfang des Jahres fragte mich unsere Gemeindeleiter, ob ich passend zu den sieben Predigt-Themen eine "Soap" entwickeln könnte. Das bedeutete: Eine Fortsetzungsgeschichte in sieben Folgen ausdenken, die einzelnen Szenen dürfen nicht länger als fünf Minuten sein. Und statt wie gewohnt in Theaterszenen zu "sehen", muss das Ganze diesmal filmreif sein.
Ich habe mich entschlossen, "Neues zu wagen" und mein erstes Filmdrehbuch geschrieben.
Sonntagnachmittag machen wir die Hauptprobe mit Kameramann. Und am ersten Augustwochenende gehen die Dreharbeiten los. Wir sind alle gespannt wie Bolle. Auch für die Darsteller ist das Medium Film etwas völlig Neues und für Kostüm und Requisite ebenfalls.
Nur der Kameramann und seine Tonfrau sind Profis. Auch die sind bereit, Neues zu wagen und ihr Können ehrenamtlich für eine Truppe christlicher Laien zur Verfügung zu stellen. Aus dieser Zusammenarbeit kann echt großes Kino werden. Wenn nicht im Film, dann doch fürs Leben. Weil wir Neues wagen, werden wir alle Neues lernen. Und vielleicht so gar neue Freunde gewinnen.    

Montag, 8. Juli 2013

Erdbeerpsalm

Großer Gott, Schöpfer der Welt!
Danke fürs Kleine, dass das Leben erhellt!
Für Götter aus Stein ist sie überflüssiger Tand:
die süße Beere vom Mund in die Hand.
Sie stillt nicht den Hunger der Welt,
ist einfach Genuss, wenn sie gefällt.
Auf nordischen Feldern gereift,
beglückt sie den, der sie ergreift.
Tief muss der Mensch sich bücken,
um die pralle Frucht zu pflücken.
Auf Demut folgt der Hochgenuss
:  ein Sommerkuss.

Und dann Herr, hast du' s so erdacht:
Menschengeist es besser macht.
Mit Pfeffer, Likör und Vanilleeis
wird die Beere so richtig heiß!
Wir Menschen dürfen deine Gaben verbessern
- du freust dich an kreativen Genießern!
Ich danke dir für deine Souveränität!
Mein Gott, der sich freut über Kreativität.
Mein Gott, der die Erdbeere erdacht
und mir damit viel Freude macht.
AMEN





Montag, 24. Juni 2013

"My heart is in Ireland...

...its where I want to be...".
Das sind Zeilen aus einem irischen Heimatsong. Recht hatte der Dichter! Ich fühle das derzeit auch so. 2 1/2 herrliche Wochen in einem der schönsten Länder Europas liegen hinter uns. Wir waren das vierte Mal dort - und die Abstände werden rasant kürzer.
1985: Der erste Urlaub nach den Flitterwochen und für lange Zeit der letzte allein. Wir waren das erste Mal schwanger und mit eigenem PKW fast drei Wochen auf Irlandrundreise. Damals noch ganz spontan mit B&B dort, wo wir's nett fanden. Da wurde wurde der Grundstein für eine große Liebe gelegt.
2007: Die Kinder waren groß und wir das erste Mal wieder auf Langzeiturlaub zu Zweit. Ein Ferienhäuschen in Connemara - und die große Liebe war wieder da.
2011: Ein Cottage zum Verlieben im Frühherbst in West Cork. Meer, Berge, Moorlanschaft. Und wir begannen, die Pub-Kultur noch mehr lieb zu haben. Und die Iren sowieso: Ein Volk mit viel Rhythmus im Blut, das grandios Geschichten erzählen, tanzen, trinken und feiern kann.
2013: Gerade zurück von 2 1/2 Wochen Dublin und Wicklow Mountains. Die lebendige Hauptstadt und die grandiose Natur erlebten wir teils zu Zweit. Für eine Woche aber auch im XL-Ferienhaus als Familie, mit sieben zusammengewürfelten Personen. (Kinder, Schwiegerkind, Bruder, Schwägerin...)  Großes Kino! Das einsam gelegene Haus, das weitläufige Grundstück auf dem Berg mit Meerblick, die Ausflüge und Wanderungen, die Ausblicke...Und das alles (außer in Dublin) so ziemlich für uns alleine - ich will auf jeden Fall wieder in dieses zauberhafte Land. Von mir aus auch schon 2014.
Nicht von ungefähr ist es auch das Land großer Poeten. Es inspiriert einfach zum Geschichtenerzählen!


  

Freitag, 31. Mai 2013

Wenn ein Bäckerei-Besuch zum Monatshighlight wird...

...dann ist das, was ich unter "Leben" verstehe, aus den Fugen geraten.
Gerade habe ich über eine halbe Stunde lang mit einem lieben Menschen aus der Gemeinde telefoniert. Er ist Mitte 70 und könnte mein Papa sein. Nicht nur vom Alter her - auch wegen seiner Lust an Beziehung und Kommunikation. Seine Frau ist genauso kontaktfreudig - leider ist sie wegen einer aggressiven Krebserkrankung seit 1 1/2 Jahren außer Gefecht gesetzt. Und ihr Mann gleich mit. Die wöchentlichen Chemos machen sie schlapp und greifen ihr Immunsystem so an, dass die Ansteckungsgefahr bei so Kleinigkeiten wie Schnupfen einfach zu groß ist. "Herbert" und "Biene" leben seit über 18 Monaten in ihrem Zuhause wie in einem Gefängnis. Wenn der Arzt ganz selten mal grünes Licht gibt, wird gemeinsames Einkaufen bei "Famila" für sie zu einem großartigen Event. "Einfach mal das frische Brot beim Bäcker und nicht bloß den Stallgeruch von Zuhause riechen", sagen sie.
Noch gut 20 Jahre und ich bin in ihrem Alter. Krebs oder Ähnliches kann mich natürlich auch schon vorher erwischen. Ob mein Glaube in solchen beschissenen Situationen noch trägt?
Herbert und Biene machen das Beste aus dem Mist. Und versuchen, den Alltag in ihrer "Einzelhaft" zu leben.
"Wegen ihrer wunden Finger kann Biene keine Kartoffeln mehr schälen. Also mach ich das. Aber das Gericht bereitet sie dann immer noch selbst zu", sagt "Herbert". Er lässt ihr ihre Würde - lebt mit "Biene" weiterhin eine Partnerschaft, obwohl sie täglich mehr abbaut.
Das finde ich großartig - ich musste am Telefon weinen, weil ich so berührt war.
Wir brauchen solche Vorbilder, die das Leben anpacken, obwohl es so gar nicht mehr lebenswert scheint.
Wie gesagt: Wenn shoppen bei Famila ein Highlight für mich wäre - bei meinem erfüllten, turbulenten Leben zur Zeit sage ich platt: Ich würde mich erschießen.
Ganz offensichtlich ist "Leben" mehr als das, was ich für lebenswert halte. Darüber will ich nachdenken.