Dieses Buch verdient m.E. aus zwei Gründen fünf Sterne bei Amazon:
Zum einen ist es völlig anders als andere Bücher aus frommen Verlagen.
Normalerweise bekommt der Leser in so was die festgemauerte
Meinung/Glaubensüberzeugung der jeweiligen Autoren als „Überredungskunst“
präsentiert. In diesem Buch begleitet der Leser den Autor Torsten Hebel auf
einer Suche - der Suche nach Gott. Wir erleben hautnah einen Mann, der sich
einst so sicher war in seiner Beziehung zu Gott, dass er in Evangelisationen
begeistert zu einem Leben mit ihm eingeladen hat. Irgendwann in seinen
Vierzigern hat er diesen Glauben verloren. Was ihn zutiefst traurig macht. In
unvorbereiteten Gesprächen mit Freunden und Weggefährten versucht Torsten
Hebel, Antworten zu finden auf seine Glaubenszweifel. Diese protokollierten
Gespräche nehmen den größten Teil des Buches ein und sind höchstspannend. Es
ist zu keiner Sekunde langweilig die engagierten und herzlichen Diskussionen
mit Bettina Becker, Christina Brudereck, Andreas Malessa oder „Heiner“ Rust
mitzuerleben. Laut Vorwort scheint Torsten Hebel der Meinung, er mute dem Leser
völlig Ungehöriges zu: „Noch können Sie umkehren. Noch ist es nicht zu spät.
Sie können das Buch direkt wieder zuklappen…“ Sehr sympathisch, dass der Autor
die Worte von Andreas Malessa zum Thema „Glaubenszweifel“ da nicht gelöscht
hat! Malessa sagt: „Das ist alles nichts Neues, und es ist auch nicht einmal etwas
Schlimmes. Häng die ganze Thematik tiefer und glaub nicht, dass dir da etwas
Ungewöhnliches passiert, dass du der Einzige seist oder dass das besonders
revolutionär sei.“ Ja danke, Herr Malessa! Ähnliches hätte ich dem Autor auch
sagen wollen. Und das ist genau das Besondere an dem Buch: Wir begleiten Jemand
auf seinem Weg. In dem Fall erfahren wir, dass Torsten Hebel sich diese Worte
zu Herzen genommen hat und wie er damit weitergeht. Wo gibt es das schon: Ein
Buch, in dem man einen Menschen in seinen Weiterdenk- und Entwicklungsprozessen
begleiten kann?
Der zweite Grund für die fünf Sterne: An manchen Stellen fordert mich das
Buch so heraus, dass ich mich gerne sofort in die Gespräche einmischen würde –
und zwar kritisch. Das ist nicht der Fall, wenn es um die großen Anfragen an
Gott geht, zum Beispiel: Wenn es dich gibt, warum dann soviel Leid? Diese Frage
habe ich auch – und ich finde es großartig, wenn jemand dann als Mensch
anfängt, seinen Teil zu tun, um das Leid zu mindern. So wie Torsten Hebel mit
seiner Bluboks.
Ich möchte dann kritisch nachfragen, wenn der Autor aus seiner eigenen
Biografie heraus Gründe für seine Gotteszweifel liefert. Da stehe ich dann mit ? davor und frage mich: Warum ist er nicht einfach dankbar dafür,
wie alles so gelaufen ist? Trotz abwesendem leiblichen Vater so viel Liebe von
der Mama, den Geschwistern, dem Stiefvater. Trotz (normalen) Unzulänglichkeiten
der Ortsgemeinde so viel Freiraum, um Gaben zu entfalten. Und dann – irgendwie
ja zugefallen – diese aufbauende Zeit als Schauspieler in L.A. Und warum ist die Idee so schlimm,
dass Gott uns „trotz“ liebt? Ist das nicht gerade Liebe? „Trotz“ des Negativen
das Potential zu sehen, wertzuschätzen, lieb zu haben und zu fördern? Ist doch
irgendwie genau das, was der Erfinder der „Bluboks“ praktiziert, oder?
Ja, wie gesagt: Ein Buch ist auch dann sehr gut, wenn es einen kritisch
weiter beschäftigt. Es bleibt bei fünf Sternen.
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