Freitag, 14. März 2014

Schmunzeln beim Bibellesen...

...ja, das kommt vor. Gestern zum Beispiel:

Markus 8, 14 – 21:
Die Jünger hatten vergessen, Brot zu besorgen. Nur ein einziges hatten sie bei sich im Boot. Jesus warnte sie: „Nehmt euch in acht vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des Herodes!“ Da sagten sie zueinander: „Wir haben kein Brot!“

Das ist Situationskomik – allerdings bleibt das Schmunzeln dann doch im Hals stecken.Jesus will seinen Jüngern etwas ganz Wichtiges mitteilen. Gerade eben hatten sie alle gemeinsam erlebt, wie ätzend die Pharisäer so drauf waren. Die hatten Jesus dazu gebracht, entnervt über sie zu stöhnen, ihnen den Rücken zu zukehren und vor ihnen davon zu fahren. Sie hatten nichts anderes im Sinn gehabt, als Jesus zu provozieren. Jesus knüpft an dieses gemeinsame Erlebnis an und sagt: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer!

(Sauerteig wurde schon früh bei der Gärung von Brot benutzt. Als Symbol wird er in der Schrift stets für das Wirken des menschlichen Elementes im Reich Gottes benutzt. Der Sauerteig steht also letztendlich für das Wirken des Bösen. Ein wenig Sauerteig reicht aus, um eine große Menge Teig bis ins letzte zu durchdringen.)

Statt sich nun mit dieser ernsthaften Warnung ihres Herrn auseinanderzusetzen, hören die Jünger nur mit halbem Ohr zu. Zu beschäftigt sind sie mit ihren eigenen Bedürfnissen. Deshalb hören sie „Brot“, obwohl Jesus das überhaupt nicht gesagt hat. Aber weil sie um sich selbst kreisen, schaffen sie sich ihre eigene Gedankenkette. Zum einen fixieren sie sich nur auf ein einziges von Jesu Worten: „Sauerteig“. Und dann spinnen sie im Kopf weiter: Sauerteig – Brot – haben wir nicht – wie furchtbar!
Vergleiche? Ich stelle mir vor: Eine gemeinsame Psalmlesung im Gottesdienst - Psalm 42 „Wie ein Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so sehne ich mich nach dir, mein Gott.“ Ich höre nur „Hirsch“ und denke „Wildbraten“. Und dann: Hilfe! Ich muss die Wildschweinkeule in meiner Gefriertruhe mal langsam verarbeiten!
Oder: Im Hauskreis lenkt Jesus unsere Aufmerksamkeit auf die Nächstenliebe. Ich höre nur „Liebe“ und denke: Morgen früh beim Bügeln muss ich aber unbedingt die Wiederholung von „Sturm der Liebe“ gucken. Sonst weiß ich ja gar nicht mehr, was in dieser Soap los ist!
Interessant ist: Jesus, von dem wir doch immer sagen, dass er sich geduldig und liebevoll alles anhört, was wir im Gespräch mit ihm so von uns geben, kann sehr ungehalten reagieren, wenn wir auf sein Reden so gar nicht eingehen.

Jesus hörte es und sagte zu ihnen: „Was macht ihr euch Sorgen darüber, dass ihr kein Brot habt? Versteht ihr immer noch nichts? Begreift ihr denn gar nichts? Seid ihr genauso verstockt wie die anderen? Ihr habt doch Augen, warum seht ihr nicht? Ihr habt doch Ohren, warum hört ihr nicht?“


Ich halte fest: Wer nur mit seinen Ohren hört, wer nur um sich selbst und seine Bedürfnisse kreist und dabei wichtige Botschaften Gottes einfach nicht mitkriegt, der kann Jesus durchaus nerven! Und das ist überhaupt nicht komisch.