„Das
Willkommen-Cafe macht uns viel Freude“
Darin sind wir Mitarbeiter uns einig. Kurz vor Weihnachten hatten wir das
in einer Teamsitzung alle so empfunden. Natürlich ist die Arbeit auch
anstrengend. Oft fühlt es sich nach 2 ½ Stunden am Montagnachmittag an, als
hätten wir Fransen am Mund. Für unsere Gäste ist es ja wichtig, dass sie uns
Deutsch sprechen hören. Wenn überhaupt keine Deutsch- oder wenigstens Englischkenntnisse bei ihnen
vorhanden sind, sind wir Gastgeber zusätzlich auf Einfallsreichtum und
Pantomimen-Kunststücke angewiesen.
Nach über drei Monaten kennen wir unsere „Stammgäste“ ziemlich gut.
Beziehungen sind gewachsen, selbst da, wo es zu viel mehr als zu Begrüßungsritualen
und einem herzlichen Lächeln nicht reicht. Das ist das traurige Erleben, das
unsere Arbeit auch mit sich bringt: Genau wie unter uns Deutschen gibt es bei
Flüchtlingen aus aller Herren Länder Menschen, die zu bequem, zu wenig
selbstbewusst oder einfach zu alt sind, um eine fremde Sprache zu erlernen. Dieses
Unvermögen zu sehen, tut weh.
Dafür entschädigen die anderen Erlebnisse aber doppelt und dreifach! Da ist
zum Beispiel der junge Mann aus Syrien – nennen wir ihn „Moffa“. Mitte Oktober gelang
es nur auf dem Umweg übers Englische, ihm die deutsche Sprache näher bringen.
Mitte Dezember konnten wir uns schon prima mit ihm auf Deutsch unterhalten!
Also – richtig unterhalten: Über sein Leben, seine Familie, seine Träume und
seine Ängste. Moffa ist nicht der Einzige mit solchen Fortschritten. Das
ermutigt uns sehr in unserem Dienst.
Wir bemühen uns, deutlich zu machen, dass das Cafe zu unserer „Kirche“
gehört. Eine „Holzhammermethode“ ist da allerdings völlig daneben. Eine gute
Idee war die Geschenkaktion vor Weihnachten. Unsere Leiterin hatte kleine Kalender für
2015 besorgt – mit schönen Fotos und Bibelsprüchen. Diese Kalender gibt es in
Deutsch – aber auch in Englisch, Russisch, Arabisch, Persisch…Wer wollte,
konnte sich so einen Kalender mit nach Hause nehmen. Unsere Gäste haben nun
einen guten Begleiter für das ganze Jahr. Und wir hoffen, dass auch unser Cafe
ihnen ein guter Begleiter bleibt – und ein „Zuhause“ mitten in der Fremde.
(Mein Bericht von der Flüchtlingsarbeit in der FeG Norderstedt)
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